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Artikel vom 04.08.2013

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J.-P. Lienhards Archiv

Wie das Haus entstanden ist

Zeugen einer Wohnkultur

OCR-Version des Sonderdrucks «Basler Magazin», Kulturbeilage der «Basler Zeitung» vom Samstag, 9. Juni 1984 - eingescannt und bearbeitet Juli 2013

Von Jürg-Peter Lienhard



Die Mächtigkeit des Fachwerks zeigte das Fachwerk-Gerippe am Beispiel eines Hauses aus Hagenbach (heute unverständlicherweise von den inkompetenten Nachfolgern der Gründer-Equipe zugemauert worden). © foto@jplienhard.ch 2013


Die alten Häuser im Elsass sind bedroht: Jedes Jahr verschwinden 500 charakteristische Fachwerkbauten. Am meisten von dieser Entwicklung betroffen ist der Sundgau, dessen Hauslandschaft als Folge früherer wirtschaftlicher Armut heute noch einen unvergleichlichen kulturhistorischen Reichtum aufweist. In Ungersheim bei Mülhausen ist am 1. Juni 1984 ein Freilichtmuseum eröffnet worden, wohin zwanzig «abgeschriebene», aber unersetzbare Kulturzeugen verpflanzt und von zumeist freiwilligen Heimatschützern vorwiegend in Fronarbeit wieder aufgebaut wurden.

Etwas konsterniert blickt Thierry Fischer drein, als er kurz nach Dienstbeginn in seiner Bürostube den Telefonhörer auflegt. Der 29-jährige Architekt und Studienleiter der Bauernhäuser-Museumssiedlung im oberelsässischen Ungersheim ist wieder einmal mit einer sehr geläufigen Cliché-Vorstellung konfrontiert worden: Ein deutscher Verein will nächstens eine Tagung abhalten - natürlich in der «sprichwörtlichen Idylle» des Elsass. Gefragt ist «eine typische Sundgauer Ortschaft, wie sie gemeinhin bekannt sein dürfte, und deren historischer Organismus und Baukörper in seinen ursprünglichen Zustand ”zurückversetzt” worden war»... Thierry Fischer muss bei so enger Fragestellung passen. Obwohl von Berufs wegen mit dem Schutz und der Erhaltung alter elsässischer Bauernhäuser betraut, ist ihm eben deshalb nur ein Sundgaudorf bekannt, das bislang sein Dorfbild so aufmöbelte, wie es der Einbildung des Anrufers entspricht und dieses liegt erst noch in der Schweiz: Allschwil.

Die sundgauische Hauslandschaft, der die Aufmerksamkeit der Bauernhausforscher von Ungersheim vorab gilt, reichte in der Vergangenheit über die heutigen politischen Grenzen hinaus: Der historische Sundgau erstreckte sich im Dreieck Basel—Mülhausen—Belfort auf der Ostseite bis in das Birseck von Basel an den Jurafuss. Die wirtschaftliche Rückständigkeit des historischen Sundgaus hat bislang eine signifikante Anzahl besonders charakteristischer Fachwerkbauten am Leben erhalten. Des Reichtums historischer Schätze wegen, bezeichnen Historiker und Volkskund1er den Sundgau zu Recht als «Reliktregion».

Den Relikten in der sundgauischen Hauslandschaft droht heute aber Gefahr aus einem grossen wirtschaftlichen Aufholbedürfnis. Die Fachwerkbauten, die noch jetzt den elsässischen Dörfern ihr vielgerühmtes charakteristisches Aussehen verleihen, sind trotz ihres reichen Bestandes ernsthaft vom Verschwinden bedroht: In den fast eintausend Dörfern beider elsässischer Departemente werden laut einer Schätzung der Heimatschützer pro Jahr durchschnittlich 500 Häuser abgerissen oder fallen sonstwie der Zerstörung anheim. Die letzte Bestandeszählung ist in der Vorkriegszeit ausgeführt worden: Waren es damals noch 40’000 Fachwerkhäuser im Elsass, so schätzen die Heimatschützer heute ihren Bestand auf unter 30’000. Geht die Abbruchtätigkeit im gleichen Ausmass wie bisher weiter, so ist schon jetzt abzusehen, wann die elsässischen Dörfer ihr charakteristisches Fachwerkgesicht verloren haben werden!

Bislang betrafen Restaurationen in den Dörfern zumeist Einzelobjekte, wobei für deren Wiederherstellung bis vor kurzem keine Zuschüsse angefordert werden konnten. Paris machte Staatssubventionen nur bei Baudenkmälern nationaler Bedeutung locker. Der kulturgeschichtliche Wert ländlicher Gebäude ist - wie in der Schweiz - auch im Elsass relativ spät erkannt worden. Während in der Schweiz aber die Bauernhausforschung bereits nach den Kriegsjahren durch den späteren «Ballenberg»-Direktor Max Gschwend wissenschaftlich-systematisch betrieben wurde, erhielt dieses volkskundliche Fachgebiet im Elsass erst vor kurzem eine professionelle Basis.

Sie wurde möglich durch die grosse freiwillige Vorarbeit der Mitglieder des Heimatschutz- oder Bauernhausvereins «Association Maisons Paysannes d'Alsace», der auch die Trägerschaft des Freilichtmuseums von Ungersheim, «Ecomusée d'Alsace» genannt, bildet. Während der Verein in erster Linie die Erhaltung des Bestandes an historisch wertvollen ländlichen Hausbauten im Sundgau - also die Erhaltung an Ort und Stelle - zu fördern versucht, hat das Freilichtmuseum das Ziel, «todgeweihte» Bauten zu «transplantieren» und ohne Veränderung der Bausubstanz zu erhalten.

Der 33jährige Ethnologe Marc Grodwohl aus Mülhausen ist sowohl Gründer und Präsident des Vereins als auch Direktor des Freilichtmuseums. Trotz seines jugendlichen Alters verkörpert er eine allseits anerkannte Autorität: Grodwohl war Motor sämtlicher heimatschützerischer Aktivitäten im Sundgau und Initiant des «Ecomusée d'Alsace» von Ungersheim. Die Beharrlichkeit der Heimatschützer, die eine gewisse Anerkennung der Belange des Heimatschutzes in der Bevölkerung und bei den politischen Gremien des Elsass erreicht haben, entspringt dem Gebot der Stunde: Es fehlt noch an vielem und die Zeit eilt. Die Eigendynamik wirtschaftlicher Sachzwänge in einer konjunkturell arg gebeutelten Region bedroht mittlerweile sogar Objekte, über deren Schutzwürdigkeit in der Öffentlichkeit einhellige Übereinstimmung herrscht.

Weil im Elsass gesetzliche Heimatschutzgrundlagen sowie restriktive Bauvorschriften in den Gemeinden fehlen, hängt die Erhaltung eines alten Gebäudes vom Goodwill des Besitzers oder von der Überzeugungskraft der heimatschützerischen Aktivitäten ab. Wenn aber rein kommerzielle Gründe im Vordergrund stehen, bleibt bestenfalls nichts anderes übrig, als einige Photos für die Liquidations-Dokumentation der Heimatschützer zu schiessen.


Vom Hüttenbau zum Fachwerk

Mit der Eröffnung des «Ecomusée d'Alsace» hofft Marc Grodwohl eine grössere Resonanz auf die Bemühungen des Heimatschutzes zu erreichen. Seit der Fertigstellung des Ungersheimer Freilichtmuseums ist der Verein nun in der Lage, Hausbesitzer, Bürgermeister oder andere Gemeindegremien in einem speziell auf diese Bedürfnisse ausgerichteten Informations- und Planungszentrum mit konkretem Anschauungsmaterial zu informieren. Das aus 20 Objekten von verschiedenen oberelsässischen Unterregionen bestehende «Museumsgut» dürfte denn auch ein viel «schlagkräftigeres» Argument sein als tausend Worte und einleuchtendes Anschauungsmaterial für den Fachmann wie für den Laien darstellen.

Die in Ungersheim vertretenen Bauformen sind für den Sundgau und für das Oberelsass repräsentativ. Schwerpunkt ist der Fachwerkbau, wie er im geographischen Dreieck zwischen Belfort, Mülhausen und Basel vorkommt.

Die Vielfalt der Hausformen im Sundgau verbietet, von einem «typischen Sundgauer Haus» zu sprechen, wie Bauernhausforscher Max Gschwend, Volkskundedozent an den Unis von Basel und Zürich sowie Initiant des Freilichtmuseums «Ballenberg» bei Brienz (Berner Oberland), in seinen Publikationen betont. Nach Gschwend sind es aber die charakteristischen Fachwerk-Hausbauten, die in der sundgauischen Hauslandschaft vorherrschen. Der Volksmund nennt diese Konstruktionsform meist «Riegelbau», und zwar, weil die horizontalen Querhölzer «Riegel» heissen. Die Konstruktionsformen sind meist bestimmt durch die an Ort und Steile verfügbar gewesenen Baumaterialien: Die Laubwälder im Sundgau mit ihrem grossen Eichenbestand lieferten das Bauholz, der Lehmboden das Material für Wände und Dach, das Unterholz eignete sich fürs Mauergeflecht, und vom Acker kam das Stroh, mit dem man lange Zeit das Dach bedeckte, bevor gebrannte Ziegel üblich waren.

Über den Ursprung des Fachwerks gibt es wenig wissenschaftliche Grundlagen, obwohl die Archäologie Flechtwerk mit Lehm als Gefachfüllungen schon früh festgestellt hat. Wohl auch, weil sich die Wissenschaft erst relativ spät für den ländlichen Hausbau zu interessieren begann. Das Fehlen früher Spuren hängt auch damit zusammen, dass die Brandschatzungen im Dreissigjährigen Krieg praktisch kein Haus verschonten, das nicht massiv aus Stein gebaut war. Zuvor allerdings hatten das Basler Erdbeben von 1356 und die beiden Pestseuchen verheerende Auswirkungen in der Landschaft: Allein in den 50 Jahren zwischen 1348 und 1400 verschwanden 30 von damals 150 Dörfern im Oberelsass. Das heutige Haus- und Siedlungsbild des Sundgaus wird somit von Bauten der letzten 360 Jahre geprägt.

Eine von französischen Historikern vertretene These sieht die Anfänge des Fachwerks im vorgeschichtlichen Hüttenbau: Vertikale Pfosten mussten die Dachbauten der Erdhütten der Urbewohner tragen. Nach dieser Theorie soll diese Technik im Frühmittelalter mit den Merowingern in den Sundgau gekommen sein.

Unter den ältesten, noch heute vertretenen Bauten, lassen sich Formen nachweisen, die dieser These sehr nahekommen. Als frühe Form gilt der einstöckige «Ständerbau», genannt nach den auf Schwellen gesetzten Pfosten, die in einer Mittelreihe (Hochstudbauten) oder auch in mehreren Reihen nebeneinander (Mehrständerbau) nach oben strebt. Die mittleren Ständer tragen den Firstbalken, Firstpfette genannt, während die anderen Ständer Zwischenpfetten stützen. Über den Firstbalken sind links und rechts lange, Rafen geheissene Balken gehängt - am First paarweise mit Holzzapfen verbunden und am Dachfuss dagegen nur aufgelegt. Die Rafen bilden wiederum die Unterlage für die Dachlatten, auf denen dann der Dachbelag aus Stroh, oder später aus Ziegeln, angebracht ist.






Ursprünglich sind die Wände des Ständerbaus nur mit Holz verkleidet worden; solche Haustypen sind jedoch im Elsass nicht mehr erhalten. Aus dem Ständerbau, der in der Umgebung von Basel mindestens bis ins 17. Jahrhundert vorkam, entwickelte sich im Sundgau, aber auch im badischen und schweizerischen Nachbarland, der noch heute häufig anzutreffende Fachwerkbau.

Seine Wände, oder genauer, die Zwischenräume in der Holzbalkenkonstruktion, Gefache geheissen, sind aber statt mit Holz mit anderen Füllmaterialien wie mit Lehm verputztes Flechtwerk, Lehmwickeln, später Backsteinen oder Mauerwerk ausgefüllt worden.

Der grösste Vorteil des Fachwerkbaus gegenüber dem Ständerbau ist aber seine holzsparende Konstruktionsweise. Infolge der regelmässigen Brandschatzungen während des Dreissigjährigen Krieges und wegen des rapide einsetzenden Bevölkerungswachstums danach, wurde Eichenholz im Sundgau bald einmal Mangelware. Die Bezugsrechte aus den Waldbeständen sind daher mit ausführlichen Bestimmungen geregelt worden, wie beispielsweise aus den Annalen der ehemaligen Grafschaft Pfirt hervorgeht. Mit der grossen Verbreitung des Fachwerks etwa Anfang des 17. Jahrhunderts geht auch ein wesentlicher Wandel in deren Dachkonstruktion einher: Dach und Wand werden voneinander unabhängig. Die vielen First- und Zwischenständer behindern die Ausnutzung des Raumes nicht mehr. Jetzt können abgezimmerte Würfel zu Stockwerken aufeinandergesetzt werden.


Bis Ende 19. Jahrhundert

Neben dem vorherrschenden Fachwerkbau weist der Sundgau aber auch reine Steinbauten auf. Sie sind dort verbreitet, wo günstige Bausteine vorhanden sind, nämlich am Nordrand des Sundgaus bei den Vogesen, am Jurafuss und in einem kleinen Gebiet südlich von Mülhausen. Unter den Sundgauer Steinbauten finden sich die ältesten Häuser überhaupt. Wohl, weil ihr Mauerwerk beständiger als Holz ist und Kriege oder Brände eher überlebten. Andererseits dienten die aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhalten gebliebenen Steinhäuser häufig als «amtliche» Gebäude wie Zehntenscheunen, Gerichtshäuser. Nicht selten waren sie aber auch herrschaftliche Hofsitze.

Es lässt sich leicht erklären, weshalb Fachwerkbauten im 19. Jahrhundert häufig hinter einem Verputz verschwanden: Man wollte eben in einem massiven Haus wohnen, das «mehr darstellte» und weniger ländliche Armut vermuten liess. Die aufklärenden Bemühungen von Volkskundlern und Heimatschützern haben aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg eine Änderung in dieser Auffassung gebracht.

Die Funktionen der Haus- und Hofformen blieben vom späten Mittelalter bis zum Anbruch des Industriezeitalters um 1800 unverändert. Das erklärt ferner, warum im Sundgau noch im 19. Jahrhundert Gebäude in der herkömmlichen Fachwerkbauweise errichtet wurden. Zudem herrschte zwischen der städtischen und ländlichen Baukunst ein Entwicklungsrückstand von bis gegen 200 Jahren.

Hofform und Einteilung entwickelten sich aus den wirtschaftlichen Voraussetzungen der verschiedenen Regionen. Sie waren aber auch Ausdruck der sozialen Verhältnisse der Bewohner und können daher ebenfalls typisiert werden. Grob lassen sich aber Unterscheidungen machen zwischen dem Einhausbau, der unter einem Dach Wohn-, Stall- und Tennteil vereinigte, sowie zwischen der Hofanlage, die nebst Wohnhaus und Stall sekundäre Vielzweckbauten umfasste. Im Sundgau wurden diese Bauten sowohl U-förmig, als auch L-förmig angeordnet.

Während diese Hofanlagen häufig stattliche Grössen entwickelten, besassen Kleinbauern oder Taglöhner meist nur bescheidene Kleinhäuser, die oft nicht einmal einen Keller aufweisen. Die durchwegs eingeschossigen Kleinhäuser sind vielfach sogenannte Kniestockhäuser. Ihr Name rührt vom knieförmig geknickten Giebelteil, der als Halbstock den Dachraum besser ausnützen lässt. Diese Kleinhäuser weisen eine Grösse auf, die ungefähr derjenigen eines modernen Einfamilienhauses entspricht. Allerdings konnte früher nur etwa ein Drittel des Baukörpers zu Wohnzwecken, entsprechend den heutigen Komfortansprüchen, genutzt werden.

Bei der im Sundgau üblichen Einrichtung des Wohnteiles ist der Eingang auf der Längsseite, der sogenannten Traufseite, und führt durch einen Gang oder Vorraum in die Küche. Über der Feuerstelle befindet sich der Rauchfang, der den Rauch nicht etwa durch einen Kamin ins Freie abführt, sondern im Dachraum verflüchtigen lässt. Dort hilft er das Getreide trocknen und die im Schlot aufgehängten Fleischstücke räuchern. Neben der Küche liegt meist die «gute Stube», ein Repräsentierraum, der sich oft erstaunlich von der Kargheit der anderen Räume unterscheidet.

Die Stuben im Sundgau haben im selben Winkel je ein Fenster auf die Hof- und ein Fenster auf die Strassenseite. Das erlaubte eine bequeme Überwachung der Hausumgebung mit einem Blick. Der Winkel wird im Sundgau «Herrgottswinkel» genannt, weil ihn brauchtumsgemäss das Christkreuz ziert. In einem dreiwandigen Kästchen darunter sind Bibel, Familienpapiere und ... die Schnapsflasche für den Willkommenstrunk bei Visiten verstaut.

Aus der küchenseitigen Mauer ragt für gewöhnlich der Kachelofen. Er ist das Prunkstück des Hauses, und nicht selten hat seine Herstellung fast so viel gekostet, wie das Haus selbst. Auf der vierten Seite der «Stube» führt eine weitere Tür in die «Kammer», dem einzigen Schlafzimmer des Hauses, das von der Ofenheizung profitieren kann. Häufig beherbergt die enge Kammer nebst dem Ehebett ein weiteres Bett für ein bis zwei Kinder oder für wichtige andere Gelegenheiten: Hierin diktierten Sterbende ihr Testament oder da empfing man den Arzt und die Hebamme. Weitere Räume sind je nach Grösse des Gebäudes diesem Grundmuster Küche/Gang/Stube/Kammer angegliedert.

Die baulichen Verwandtschaften mit dem Hausbau im Sundgau zeigen sich im Grenzbereich besonders ausgeprägt (Beispiel Allschwil). Weil in den verwandten Regionen Birseck und Markgräflerland die Entwicklung unterschiedlich verlief, ist der Hausbestand in der Regio Basiliensis sehr verschieden. Aufgrund der zahlreichen Reste altertümlicher Formen nennt Bauernhausforscher Max Gschwend den Sundgau eine «Reliktlandschaft».

Das Aufregendste ist indessen, dass sich diese Hausrelikte einer alten Lebenskultur im Sundgau bis heute in einer bemerkenswerten Vielzahl erhalten haben, während sie in der Schweiz den Umformungen der Hauslandschaft viel früher und gründlicher zum Opfer fielen.

Max Gschwend: «Ländlicher Hausbau in der Regio Basiliensis», Basler Geographische Hefte Nr. 5, 1974 (Separatdruck aus Regio Basiliensis XIV/ 1973).




Vogelschau des Ecomusée d'Alsace zur Zeit der Eröffnung im Juni 1984. Zeichnung: André Rollet



Historische Substanz bewahren

Ein und dieselbe Idee liegt dem vor 20 Jahren (1964) gegründeten Freilichtmuseum «Ballenberg» bei Brienz (Berner Oberland) und dem am 1. Juni 1984 eröffneten «Ecomusée d'Alsace» von Ungersheim (Oberelsass) zugrunde: Die Erhaltung charakteristischer Bauernhausbauten in ihrer ursprünglichen Form und ohne Entfremdung des Baukörpers oder dessen angestammter Funktion. Weil die sundgauische Häuserlandschaft bis ins Birseck bestimmend war, sind die jetzt noch im Elsass vorhandenen Relikte besonders für die schweizerischen Volkskundler von grosser Bedeutung.

Mit den Gründern der beiden Freilichtmuseen sprach Jürg-Peter Lienhard.


Interview mit Marc Grodwohl, Gründer des «Ecomusée d’Alsace»

Über elsässischen Heimatschutz





Marc Grodwohl (1984) © foto@jplienhard.ch

Marc Grodwohl ist 1952 in Mülhausen geboren. Diese Generation wurde ausschliesslich französisch unterrichtet und ist daher der Sundgauer Sprache nicht mehr mächtig. Eine Tatsache, die bei Grodwohi um so mehr erstaunt, als dass er sich speziell für die sundgauischen Aspekte des elsässischen Heimatschutzes engagiert. Der Heimatschützer, der ursprünglich ein Ethnologie-Studium angefangen hat, ist nebst seiner Tätigkeit als Direktor des «Ecomusée d'Alsace» in Ungersheim auch Präsident des Trägervereins «Asscociations Maisons Paysannes d'Alsace».


Jürg-Peter Lienhard: Was heisst eigentlich «Ecomusée»?

Marc Grodwohl: Es ist eine Zusammensetzung aus «écologie», das heisst vielleicht «Umweltschutz», und «musée» (Museum) - also Umweltmuseum. Ich weiss, die Übersetzung stimmt nicht genau mit dem in der Schweiz gebräuchlichen Begriff «Heimatschutz» überein. Wir fassen den Heimatschutz etwas weiter: die Sorge um die Lebensqualität ganz allgemein.

JPL: Woher rühren die Gefahren für den Bestand der historisch wertvollen Häuserlandschaft im Sundgau?

MG: Zunächst ist festzuhalten, dass sich das Bewusstsein der sundgauischen Bevölkerung in bezug auf die Baukultur erst in jüngster Zeit zu ändern begann. Vor nicht einmal zehn Jahren war der charakteristische Fachwerkbau Ausdruck eines «ärmlichen bäuerlichen Status'». In grenznahen Ortschaften, wie beispielsweise in Hésingue, wird diesem Vorurteil bedauerlicherweise immer noch nachgelebt. Im grossen und ganzen lässt sich aber sagen, dass die nun auch vom oberelsässischen Generalrat unterstützten Aktionen der «Association Maisons Paysannes d'Alsace» (Heimatschutzverein oder Bauernhausverein) ihren Niederschlag im Bewusstsein der sundgauischen Bevölkerung gefunden haben. Die Leute schämen sich nicht mehr, in den charakteristischen alten Häusern zu wohnen.

Indessen lässt sich seit kurzem eine massive Verteuerung von neuerschlossenem Baugrund feststellen. Das hat zur Folge, dass die Leute wieder auf die Dorfzentren zu spekulieren beginnen. Das Terrain, auf dem ein altes Dorfhaus steht, lässt sich mit einem Neubau bis zum Vierfachen ausnützen. Aber auch Neuverteilungen von Grundstücken in der Folge von Güterzusammenlegungen gefährden den alten Baubestand, weil die neuen Grenzen mitunter mitten durch die alten Parzellen zu liegen kommen.

JPL: Gibt es in den elsässischen Gemeinden Vorschriften zur Erhaltung des Dorfbildes?

MG: In der Regel ist nur die Dorfumgebung eingezont, nicht aber der Kern. Die Entscheidungen der Gemeindegremien zu Massnahmen im Dorfkern widerspiegeln natürlich die Interessen der dörflichen Grundstückbesitzer. Die Sorge um die Dorfbildgestaltung, die mitunter die Nutzung des Eigentums schmälert, kann daher weder eine politische noch eine planerische Frage sein, sondern hängt vom kulturellen Bewusstsein ab.

JPL: Ist sich denn die elsässische Bevölkerung in bezug auf die Erhaltung der Dorfbilder ihrer kulturellen Verantwortung ernsthaft genug bewusst?

MG: Nehmen wir zum Beispiel den Sundgau: Über Jahrhunderte war dessen Bevölkerung gezwungen, sich in einem beständigen Überlebenskampf zu behaupten. Dieses Volk ist daher nicht von dem Schlag Leute, die sich von Aussenstehenden gerne Vorschriften machen lassen. Man muss sich gut vorstellen, mit welchen anderen Problemen sich die Bevölkerung des Sundgaus konfrontiert sieht, nachdem sie mitansehen musste, wie sich die Einwohnerschaft in dieser Region in den vergangenen 20 Jahren um die Hälfte verminderte!

In bezug auf den Heimatschutz ist das keine Gegend für missionarische Eiferer. Da zählt nur das selbst gelebte Vorbild, und wir sind schon dankbar, wenn man uns Verständnis entgegenbringt.

JPL: Wer ist die «Association Maisons Paysannes d'Alsace», der Bauernhausverein, der das «Ecomusée d'Alsace» mitträgt?

MG: Der Verein besteht erst seit zwölf Jahren und zählt etwa 600 Mitglieder. Zugegeben, das ist keine grosse Mitgliedschaft. Doch wenige, die aktiv sind, sind für unsere Idee allemal nützlicher als ein unbeteiligtes Mitgliederheer. Der Ursprung unserer Tätigkeit gründet in den Anfängen der eigentlichen Umweltschutzbewegung im Elsass, die sich nach dem sprichwörtlichen Jahr 1968 bemerkbar machte. Diese Bewegung, so will ich meinen, ist längst versandet; das verbale Engagement setzte sich nicht in Taten um. Unser Bauernhausverein, der den elsässischen Heimatschutz ausmacht, hat von Anfang an selber Hand angelegt. Damit haben wir nicht nur unsere Glaubwürdigkeit gefestigt, sondern haben den Beweis erbracht, dass auch persönliche Initiativen Leistungen zustandebringen.

Natürlich gehörte dazu ein bisschen «Folie» - Verrücktheit. Doch ich habe immer gefühlt, dass diese Aufgabe die Jungen interessiert. Es lagen ihr andere Motive zugrunde, als beispielsweise bei archäologischen Grabungen auf längst vergessenen Schlossruinen: Diese Arbeit kam jemandem zugute und fand daher Widerhall in der Bevölkerung. Das erste konkrete Projekt war in Gommersdorf, im Jahr 1971. Es ging um zehn historisch wertvolle Häuser in dieser Sundgauer Ortschaft. Der Zustand der Bauten war so desolat, dass sich Dorfbehörden und -bewohner ausserstande sahen, etwas für die Rettung zu tun. Zumal die Gemeinde über nur wenig Mittel für öffentliche Aufgaben verfügte.

Unter der Bedingung, dass uns die Besitzer die Häuser kostenlos für 15 Jahre im Wohnrecht abgaben, machten wir uns an die Arbeit. Im ersten Sommer waren drei Häuser restauriert, und bald waren wir in 25 Häusern im ganzen Sundgau beschäftigt. Wir haben die 15 Jahre Wohnrecht nie ausgenutzt und die Häuser häufig sofort nach der Fertigstellung der Restauration an die Besitzer zurückgegeben. Seither leisten wir jährlich auf diese Weise 2500 bis 3000 Arbeitstage in freiwilligem Einsatz. Meist wird unsere Fronarbeit von grossen Teilen der Dorfbevölkerung unterstützt, die gewöhnlich an den Wochenenden zulangt, während Schüler und Studenten von überall, aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Grossbritannien, Kanada und sogar Australien, ihre Sommerferien für unsere Sache opferten.

Bei diesen selbstlosen Einsätzen machte sich aber mit der Zeit ein immer mehr demotivierender Aspekt bemerkbar: Die Tragweite unserer Arbeit für die Kultur im Sundgau konnte nicht genügend sichtbar gemacht werden, weil unsere Restaurationsobjekte in der ganzen Geografie verstreut waren.

Mit der Realisierung des «Ecomusée d'Alsace» in Ungersheim haben wir nun ganz andere Trümpfe in den Händen: Mussten wir früher mitunter jahrelang Überzeugungsarbeit bei einzelnen Bürgermeistern oder Gemeindegremien leisten, genügen uns heute dafür wegen der einleuchtenden Anschaulichkeit unseres Museums noch knapp zehn Minuten!

JPL: Welche Ziele verfolgen Sie sonst noch mit dem «Ecomusée d'Alsace» und wie arbeitet dieses?

MG: Wir beschäftigen 20 festangestellte Personen, wobei - mich eingeschlossen - niemand mehr als 6000 Francs im Monat verdient. Je ein Drittel unseres Teams arbeitet auf dem Bau, in der Administration und im Planungsbüro. Das «Ecomusée d'Alsace» hat nicht allein die Aufgabe, unrettbare Zeugen der elsässischen Baukultur mit der Verpflanzung hierher vor der Zerstörung zu bewahren, sondern wir suchen Gemeindebehörden und Privaten bestmöglichst in ihren Heimatschutzproblemen beizustehen. Wir legen daher grosses Gewicht auf unsere Beratertätigkeit, indem wir eine eigene Projektund Studienabteilung betreiben. Dieser ist selbstverständlich eine umfangreiche Dokumentation angegliedert. Dabei ist selbstredend vonnöten, dass wir jede Anfrage, und scheint sie noch so naiv oder bedeutungslos, beantworten. Wir trachten danach, wenn immer möglich, an Ort und Stelle zu rekognoszieren.

Den Bürgermeister, der bei uns Rat sucht, weil er ein Wartehäuschen für den Bus «im elsässischen Stil» errichten will, würden wir keineswegs wie den Urheber einer «Schnapsidee» behandeln. Vielmehr würden wir uns intensiv mit ihm unterhalten. Allein, dass er etwas von einem «elsässischen Stil» gehört hat, zeugt von entsprechenden Ansätzen für einen Sensibilisierungsprozess.

JPL: Rechnen Sie mit Enttäuschungen für die Zukunft?

MG: Ich glaube, wir haben uns des Vertrauens würdig erwiesen, das uns auch der oberelsässische Generalrat und besonders dessen Präsident, Henry Goetschy, entgegenbrachten. Mit unserem Museum können wir nun ganzheitlich zeigen, was Heimatschutz im Elsass sein will. Wir befürchten einzig, dass wir in bestem Willen uns selbst überlassen werden. Einfach, weil die Leute in uns «Spezialisten» sehen, die «wohl alles tun, was notwendig ist».


Interview mit Max Gschwend, Initiant Ballenberg

Über Sundgauer Hauslandschaft




Max Gschwend (1984) © foto@jplienhard.ch


Max Gschwend, geboren 1916, ist seit 1948 Leiter der Aktion Bauernhausforschung in der Schweiz und hat in dieser Eigenschaft 1962 den wissenschaftlichen Projektentwurf für das 1978 eröffnete Schweizerische Freilichtmuseum Ballenberg bei Brienz (Berner Oberland) ausgearbeitet. Bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren war er auch Ballenbeg-Direktor. Früher las er an der Zürcher ETH; heute doziert er noch an den Universitäten von Zürich und Basel im Fach «Haus- und Siedlungsforschung».

Jürg-Peter Lienhard: Als Volkskunde-Dozent haben Sie sich als profunder Kenner der sundgaulschen Hauslandschaft ausgewiesen, und als Gründer von «Ballenberg» werden Sie von den französischen Initian ten von Ungersheim als unbestrittene Autorität anerkannt. Wie stellen sich die Probleme aus Ihrer Sicht für den Heimatund Dorfbildschutz im Elsass?

Max Gschwend: Es gibt selbstverständlich nirgends mehr ein intaktes Dorfbild, wie es beispielsweise im 18. Jahrhundert aussah. Jedes Dorf ändert sich im Laufe der Zeit - ich nenne das «Dynamik der Hausformen»: Die Hausformen wandeln sich je nach den wirtschaftlichen Voraussetzungen der Zeit oder der Region. Es dürfte wohl einleuchten, dass das Haus eines Ackerbauern der anderen Bedürfnisse wegen sich von demjenigen eines Viehzüchters unterscheidet.

Der wirtschaftliche Wandel ums Jahr 1800 herum, also mit dem Einsetzen der Industrialisierung, hat dazu geführt, dass die aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammenden Bauernhäuser ihrem Zweck nicht mehr entsprachen. Umbauten und Veränderungen waren die Folge. Das ist ein absolut natürlicher Vorgang, der sich in den Dörfern immer abspielte.

Nur wir Menschen der Gegenwart - vor allem Heimatschützerkreise - sind der Meinung, mit dem Stichjahr 1984, beispielsweise, müsse eine Entwicklung für die nächsten 200 Jahre «eingefroren» werden. Das ist Unsinn, weil dies einen Abbruch des normalen Gedeihens bedeutet.

Selbstverständlich gibt es Kulturdokumente, die man unter allen Umständen unverändert belassen muss. Indes muss man sich bewusst sein, dass man mit der Erhaltung an Ort und Stelle immer so und so viele Kompromisse einzugehen gezwungen ist: Man kann bei uns höchstens vielleicht das Äussere erhalten, wenns gut geht. Siehe das Beispiel Muttenz, wo heute die Häuser im Dorfkern eben nicht mehr von Bauern, sondern von Angestellten aus der Stadt bewohnt sind. Um den Komfortansprüchen unserer Zeit zu genügen, musste man die Bausubstanz derart verändern, dass sie die ursprüngliche Zweckbestimmung verloren hat. Das ist der Preis der Erhaltung an Ort und Stelle.

JPL: Wie sieht denn der wünschbare Umgang mit alter Bausubstanz oder alten Gehöften aus?

MGsch: Also einerseits sollte man schauen, Ortsbilder nicht absolut steril zu halten, sondern man müsste eine natürliche Entwicklung gedeihen lassen. Wir können nicht einfach das Wachstum einer Ortschaft aus sogenannten «Schutzinteressen» abbrechen. Die Entwicklung sollte anderseits aber harmonisch vor sich gehen - aber da liegt heute das Problem - und daneben will man natürlich Beispiele aus der früheren Zeit möglichst integral konservieren. Letzteres ist eben nur als Museum möglich. Das ist der Grund, weshalb ich mich 1962, in Anläufen schon früher, für ein Freilichtmuseum einsetzte.

JPL: Worin besteht die Idee des Freilichtmuseums?

MGsch: Es soll die Bemühungen von Denkmal- und Heimatschutz für die Erhaltung an Ort und Stelle ergänzen, indem ein Platz bereitgestellt wird, wo Häuser verpflanzt werden ohne sie innen oder aussen zu verändern.

JPL: Was sind die Beweggründe dafür, dass Sie sich in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit speziell auch mit den elsässischen Häusern befassten?

MGsch: Das rührt zuerst einmal daher, dass die «Aktion Bauernhausforschung» ihre Büros und das Zentralarchiv hier in Basel hat. Und als Basler geht man traditionsgemäss immer über die Grenze ins Badische oder ins Elsässische. Der zweite Grund ist natürlich der, dass das Elsass als Hauslandschaft eben nicht an der politischen Landesgrenze aufhört. Die Grenzen der elsässischen Hauslandschaft verlaufen dem Jurarand entlang bis ins Birseck - und das wäre eigentlich die richtige Grenze des Elsass.

JPL: Woher rühren die vielen verschiedenen Haustypen in der sundgauischen Hauslandschaft?

MGsch: Das hängt damit zusammen, dass die soziale und wirtschaftliche Struktur im Mittelalter ein grosses Gefälle aufwies. Da gab es die sogenannten «Vollbauern», also Grossbauern und «Halbbauern». Der Unterschied zwischen diesen beiden Ständen liegt nicht nur darin, dass Halbbauern weniger Besitz ihr eigen nennen konnten. Vielmehr verfügten diese nur über halb so viele Zugtiere, wie die Vollbauern. Im allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass ein Vollbauer vier Zugtiere - meist Ochsen, aber auch Pferde - und ein Halbbauer nur zwei Zugtiere besass.

Diese Gliederung hat nichts mit Untertanen-Klassen zu tun, sondern ist primär von der Betriebsgrösse des Hofes abhängig gewesen. Und zwar, weil die alten Höfe, die nach der alemannisch-fränkischen Zeit gegründet worden waren, später beispielsweise als Folge von Erbteilungen oder wegen Verkaufs unterteilt worden sind. So bildeten sich immer wieder kleinere Betriebe, was schliesslich im Elsass zu einer signifikanten Häufung von Kleinbauern (ohne Zugtiere) führte. Dann waren da auch noch die Taglöhner, die nicht einmal Land besassen, und darum auch nur in einem kleinen Häuschen wohnten; einstöckig natürlich.

Mit der Zunahme der Bevölkerung im 18. Jahrhundert, wurden viele Grossbauernhöfe unterteilt. Das Bild wandelte sich erneut. Aus sogenannten Dreiseithöfen, von denen es nur noch wenige im Originalzustand gibt, wurden zwei eigenständige Höfe auf demselben Platz. So zeigt sich heute noch beispielsweise Alischwil, dessen giebelständige Häuser zur Strasse gerichtet sind.




Bilder-Doppelseite im BaZ-Magazin vom 9.6.1984 Titel: «Neu-Ungersheim Farbfotos von J.-P. Lienhard», angereichert mit SW-Bildern aus dem Archiv des «Ecomusée d’Alsace» (vorher/nachher).



Kopf des Sonderdrucks aus dem Basler Zeitung Magazin vom 9. Juni 1984:

Relikte

Der vor den Toren Basels gelegene Sundgau übt nicht nur als liebliche Landschaft seinen unwiderstehlichen Reiz auf erholungsbedürftige und asphaltmüde Städter aus. Auch Häuser und Dörfer sind dort noch anzutreffen, wie sie vor Jahrhunderten überwiegend armen Bauern als Wohn- und Arbeitsort dienten. Doch die Idylle, der sich so mancher Tagtraum widmen mag, täuscht auch in dieser Landschaft über die harten Tatsachen hinweg. Abgesehen nämlich von den wenigen prunkvollen Beispielen gründlicher wie historisch sauberer Renovationen, die sich vor allem wohlhabende Städter von jenseits der Landesgrenze leisten, verschwindet das bis in die Region Basel als Typus verbreitete Sundgauer Haus in seiner ursprünglichen Form immer mehr. Dies hat weniger mit mangelndem Sinn der einheimischen Bevölkerung für eine ehrwürdige Tradition zu tun als vielmehr mit nackten wirtschaftlichen Erwägungen, die den Neubau in jedem Falle begünstigen. Für die Region am Oberrhein bedeutet dies einen rasanten Zerfall der typischen Dorfbilder, der kaum aufzuhalten ist. Um zumindest die Erinnerung zu bewahren, aber auch das Bewusstsein für ein sterbendes Kulturgut zu schärfen, wurde jetzt bei Mulhouse ein Museum eröffnet, das die klassischen Wohnformen der Region zeigt.



Von Jürg-Peter Lienhard

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Kommentar von J.-P. Lienhard zur Situation 2013

• Doppelseite BaZ-Magazin 9.6.1984 imFormat PDF zum herunterladen


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