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Artikel vom 16.03.2008
Ottokars Cinétips
Verrat und Verrohung
Im Film «In the Valley of Elah» von Oskar-Preisträger Paul Haggis spiegeln sich seelische Abründe, die von der Bush-Administration durch den Irak-Krieg aufgerissen worden sind
Von Ottokar Schnepf
Tommy Lee Jones: verzweifelt und einsam
Der junge Soldat Mike Deerfield wird nach seiner Rückkehr aus dem Iran vermisst. Weil sich Armee und Polizei nicht um den Vermissten scheren, macht sich der Vater selbst auf die Suche - und blickt bei seinen Ermittlungen in einen Abgrund von Lügen und Verrat.
Auch Hollywood hat Bush den Krieg erklärt. Eine ganze Reihe von Irakfilmen kommt aus den USA. Doch das Publikum will sie nicht sehen. Bei uns ist jetzt der prominenteste Antikriegsfilm angelaufen: «In The Valley of Elah» von Oscar-Preisträger Paul Haggis.
Für seinen Film stützte sich Haggis auf ein Verbrechen, das Schlagzeilen machte: 2003 brachten vier US-Soldaten einen Kameraden um, mindestens 33 Mal hatten sie mit dem Messer auf ihn eingestochen, nachdem sie zuvor gemeinsam die Rückkehr aus dem Irak in die Heimat gefeiert hatten.
Was ist mit den jungen Männern in Uniform passiert, dass sie zu solch einer abscheulichen Tat getrieben worden sind? Das fragt Haggis in seinem Heimkehrerdrama, das vor allem ein exzellenter Thriller ist, in dem er den Vater des ermordeten Soldaten losschickt, um die Wahrheit über diese verlorene Soldatengeneration herauszufinden.
Tommy Lee Jones spielt diesen verzweifelten, einsamen Mann, der langsam lernt, dass der Irakkrieg noch grössere Monster hervorbringt als der Vietnamkrieg.
Ein gutes Dutzend weitere Irakfilme sind noch unterwegs. Brian de Palma zum Beispiel hat seine Wut über den Krieg in eine schonungslose Anklage verwandelt; sein «Redacted» erzählt von US-Soldaten, die eine irakische Familie überfallen, ein 14-jähriges Mädchen vergewaltigen, mit einem Kopfschuss töten und dann verbrennen.
Auch sein Film beruht auf einem tatsächlichen Zwischenfall. Doch in den USA sind solche Filme verpöhnt, viel lieber schaut man sich im Kino einen dieser dummen Teenie-Komödien an, die auch unsere Kinos überschwemmen - und als Kassenknüller registriert werden.
Bleibt die Hoffnung, dass neben «In the Valley of Elah» weitere Filme dieser Art in unsere Kinos kommen und ein reifes Publikum finden.
Von Ottokar Schnepf
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