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Artikel vom 16.03.2006

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Am Radio/Fernsehen

Hubacherei am Radio

«Persönlich», die Talk-Sendung von Radio DRS I, live aus dem «Café Spitz» am Sonntag, 19. März 2006, mit Christine Hubacher (Moderation), Helmut Hubacher (Publizist) und «Quereinsteiger-Wirt» Roby Gamma (pensionierter Swisscom-Marketing-Chef)

Von Jürg-Peter Lienhard



Der Rentner und seine Bücher: «Geborener Sozialdemokrat» (H. über H.) am 15. April 1926 in Bern, Arbeitet als Publizist. Kolumnist der «Basler Zeitung», «Schweizer Illustrierten» und im «Eisenbahner», für letztere Publikation als Fachmann, denn er machte eine Lehre als Stationsbeamter bei den SBB.



Alle berühmten Hubachers kommen aus Bern, auch wenn einer davon in Basel lebt, aber «in Bern oben» schon öfters im «Tatort Bundeshaus» ermittelte: Helmut Hubacher, alt Nationalrat, alt Präsident der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, alt Chefredaktor der «Basler AZ» selig und Verfasser von Polit-«Krimis», mit Titeln wie obgenannter und «Aktenzeichen CH» oder wie sein jüngster «Wohlfahrt oder Talfahrt», ist einer der beiden Gäste von Christine Hubacher in der kultigen Talk-Sendung «Persönlich». Der andere Gast, eine nicht minder schillernde Figur, nur weniger «politisch», ist der ehemalige Marketingchef von Swisscom/Telekom/PTT, Roby Gamma aus Luzern; ein «Unruheständler», der seit seiner Pension am Rigi ins Wirtefach gewechselt hat.

Die Talk-Sendung «Persönlich» auf Radio DRS hat eine lange Tradition und ist in gewisser Hinsicht fast eine «Kult-Sendung» geworden. Das Konzept ist einfach und wohl deswegen auch so spannend: Zwei Gäste, die unterschiedlicher nicht sein können, werden vor Publikum in einer Beiz vors Mikrofon gebeten und von einem Moderator in ein Gespräch verwickelt, mal dual, mal trial, mal von Gast zu Gast - je nach spontanem Verlauf des Gesprächs wie Ping-Pong gekontert oder geschickt angestossen, zuweilen auch hart nachgefragt, vom Moderator oder der Moderatorin.

So beispielsweise in der Sendung vom Sonntag, 12. März 2006, als Moderator Röbi Koller hörbar leer schluckte im Gespräch mit der Hotelière Christine Kehrli vom Hotel Rosenlaui in Meiringen: Unbeabsichtigt offenherzig erklärte sie, wie sie sich als Journalistin, als die sie nach Meiringen kam, sich mit den hablichen Dorf-Munis arrangiert hatte…

«'s Olden-Hedi» - ein Urgestein von Hotelière

Sehr eindrücklich war auch die Sendung vom 11. Dezember 2005, als Hedi Donizetti, Vertreterin einer der ältesten Hoteliers-Familien von Gstaad, aus ihrer 40-jährigen Ära als Patronin vom Hotel Olden erzählte: «‘s Olden-Hedi» vereinigt all das, was einen grossen Namen, einen unbestrittenen Ruf ausmacht - nicht «Brand» und nicht «Dee Lax», was neurdings in diesem Gewerbe Neureiche-Etablissements für sich reklamieren, sondern solide, personalisierte Qualität und eine zuverlässig präsente und doch diskrete Menschlichkeit. Eigenschaften, die eine hochverwöhnte adelige oder geldadelige Gästeschaft eben gleichwohl mehr schätzen, als das allerteuerste Dekor, als faule Werbesprüche aus ungebildetem Marketing.

Die Sendung «Persönlich» ist denn auch eine Gelegenheit, echte Persönlichkeiten aus ganz unterschiedlichen Milieus in unbefangenen Gesprächen kennenzulernen und dabei auch Hintergründe für ihr Leben und Wirken zu erfahren. Natürlich können darunter auch Wurstritter und eitle Selbstdarsteller auftreten, denn es kommt eben auch auf die mehr oder weniger glückliche Hand der Moderatoren beim Aufspüren von Talk-Teilnehmern an.

Rührendes und Skandalöses

Unvergesslich hingegen bleibt beispielsweise die Sendung mit der Kioskinhaberin in der berüchtigten Rheingasse von Basel, wo sich die zivilcouragierte Frau den Drögelern und anderen Randexistenzen unter ihrer Kundschaft annimmt, und die, zusammen mit dem in Basel wohnhaften Aargauer Schriftsteller Hansjörg Schneider, ein höchst rührendes Talk-Gespann abgab.

Skandalös und tragisch zugleich, war eine Sendung mit dem inzwischen verstorbenen Berner Schriftsteller Guido Bachmann, der aus gekänkter Eitelkeit, weil sein Mit-Gast nicht wie versprochen Sir Peter Ustinov war, sich vor der sonntagmorgendlichen Sendung (!) komplett besoff. Wie geduldig und trotz allem einfühlsam-diplomatisch der eigentlich doch sehr zu rabiatem Umgang neigende Moderator Michael Koechlin diese provokante Situation meisterte, dürfte wohl sicher als Moderatoren-Meisterstück in die Geschichte dieser Sendung eingegangen sein.

Eindrückliche Vielfalt an Figuren

Nun gehts also flott weiter in dieser Art mit der Sendung «Persönlich», über die man sich stets von neuem wundert, dass ihr noch nie die interessanten Persönlichkeiten ausgegangen sind. Eigentlich erstaunlich, herrscht doch selbst hierzulande das Vorurteil über die Deutschschweiz, ihre Einwohner verfügten eher über eine durchschnittliche, gar kleinkarierte Biographie.

Aber jeden Sonntag sitzen da zwei Deutschschweizer (oder zugewandte Orte) auf dem Podium vor dem Mikrofon und belegen, dass in diesem kleinen Land auf diesem kleinen Raum eben doch eine erstaunlich grosse Vielfalt an Figuren, an eindrücklichen Figuren, herrscht. Man bedenke: jeden Sonntag zwei, in jedem Jahr 112, in jedem Jahrzehnt… rechnen Sie selber, Rechnen ist nie meine Stärke gewesen, zumal ich gar nicht weiss, wieviele Jahrzehnte es diese Kult-Sendung schon gibt.

Kaum Retuschen, aber geografisch breiter gestreut

Wenig Retuschen musste «Persönlich» erfahren, was eben auch sehr ungewöhnlich ist, vor allem angesichts der vielen Jahrzehnte, die diese Sendung schon auf dem Buckel und immer noch ohne graue Haare hat. Indessen sind es erst zwei, drei Jahre, seitdem das «Einzugsgebiet» von «Persönlich» über die traditionellen «Austragungsorte» Basel, Bern und Zürich hinaus erweitert worden ist. Überhaupt nicht zum Schaden der Sendung, denn nun taucht sie bisweilen auch in der Provinz auf. In der Ostschweiz zum Beispiel, in der Innerschweiz oder im Berner Oberland, wie jüngst.

Das lässt die Persönlichkeiten in ihrem gewohnten Umfeld, denn zu den Gästen vor dem Mikofon gesellen sich am Aufnahmeort, meist Säle von Hotels und Restaurants, in Basel früher das «Atlantis», gegenwärtig das «Café Spitz», Freunde und Bekannte oder einfach Interessierte dazu, die der Live-Sendung etwas Stimmung, gerne Zustimmung in Form von Lachen und Applaus beisteuern.

Beizer statt «Ruheständler» Roby Gamma

In der Sendung vom Sonntag, 19. März 2006, werden wohl wiederum spannende Aspekte von den Gesprächsteilnehmern offengelegt. Den alt Nationalrat und alt SP-Präsidenten Hubacher kennt vielleicht nicht mehr jedes Kind, doch politisch Interessierte allemal. Und mit seinen Büchern zur Politik in der Schweiz ist er immer noch im Gespräch, zumal in den Gazetten.

Sein Gesprächspartner Roby Gamma hingegen wird in Basel wenig bekannt sein. Mehr als das, was im Presse-Communiqué von Radio DRS zum «Persönlich» mit ihm steht, war leider auch bei der Programmdirektion des Radios nicht in Erfahrung zu bringen - nicht mal ein Bild auf Internet, geschweige denn die Adresse seiner Beiz auf der Rigi, wo der Luzerner nun wirtet.

Vielleicht gehören die dürren Communiqués eben zu den Elementen, die diese Sendung so beliebt und populär macht: Man muss sie hören, um mehr zu erfahren. Und das ist ja allemal angesagt am Radio…

«Persönlich», Talk-Sendung auf Radio DRS I, live aus dem «Café Spitz» in Basel, am Sonntag, 19. März 2006, nach den Nachrichten um 10 bis 11 Uhr und am selben Abed in der Wiederholung um 22 bis 23 Uhr. Helmut Hubacher und Roby Gamma zu Gast bei Christine Hubacher (Moderation). Die Veranstaltung ist öffentlich und der Eintritt frei.

Von Jürg-Peter Lienhard

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