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Artikel vom 04.07.2016

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Nekrolog

André-Paul Weber, der «Vater der Palmrainbrücke» ✟

Der hochgebildete Elsässer aus Huningue, Gründer der «Académie des marches de l’est», überzeugter Europäer, Schriftsteller und Gelehrter starb 89jährig

Von Jürg-Peter Lienhard



André-Paul Weber, grosser Mann im Dreiländereck und Europäer der ersten Stunde, zeigt 2015 sein letztes veröffentlichtes Buch an der berühmtesten Buchmesse in Frankreichs Osten in St-Louis. © foto@jplienhard.ch 2016


Noch sind zuverlässige Details um das Ableben von André-Paul Weber erst als Gerüchte bekannt, weil sein Tod noch kaum 24 Stunden alt ist. Aber man wusste allenthalben, dass der 89jährige zumal mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Seine politische Laufbahn war geprägt von seinem Engagement für die elsässische Grenzregion zwischen Hüningen und St-Louis, wo er lange auch den Gemeindeverbund Comcom präsidierte. Hier nannte man ihn den «Vater der Palmrainbrücke», war er doch als Europäer der ersten Stunde massgeblich an deren Verwirklichung beteiligt. Für mehr hier klicken:

In seiner aktivsten Zeit als Politiker gehörte er zum politischen Triumvirat der Grenzecke, wo er zusammen mit dem Maire von St-Louis, Théo Bachmann, und jenem von Huningue, Charles Müller, das Gespann «BMW» bildete - damals buchstäblich der politische «Motor» der Grenzregion…

Als Gründer der «Académie des marches de l’est» - heute «Académie rhénane» - bestätigte er sich als «homme de culture», und tatsächlich, begegnete man ihm - in seiner aktiven Zeit stets tadellos im zweireihigen Blazer gekleidet - hatte man nicht nur einen Vollblut-Diplomaten, sondern auch einen hochgebildeten Causeur vor sich.

Er war nicht nur ein äusserst kultivierter Zeitgenosse, sondern selbst auch Schriftsteller, dessen französische Sprache weit umfangreicher ist, als man sich gemeinhin im Elsass französisch verständigt. Seine Bücher waren denn auch poetische Meisterwerke.

Er war Präsident des «Syndicat intercommunal pour la promotion économique et social de la région des Trois Frontières» (SIPES) und vertrat den Kanton Huningue im Generalrat des Departementes Haut-Rhin, dessen langjähriger Vizepräsident er war. Zudem wurde er in den elsässischen Regionalrat gewählt, wo er die Kommission für europäische Angelegenheiten leitete. In der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit war er Mitgründer der Regio du Haut-Rhin und initiierte auch die Palmrainbrücke zwischen Weil am Rhein und Huningue. Ferner wirkte er in verschiedenen politischen Gremien bei der Zusammenarbeit am Oberrhein bis zum Bodensee mit und war Mitgründer des Europäischen Kulturforums in Strassburg.

Geboren ist André-Paul Weber in Mulhouse, wo er auch das Lyceum besuchte. Zwar wurde er unter der Nazi-Besetzung zwangsweise in die Wehrmacht eingezogen, schloss sich dann aber der Résistance an. Nach dem Krieg studierte er Jus und Wirtschaftspolitik, gehörte der katholischen Studentenschaft an, war journalistisch tätig und gründete eine Theatertruppe. Und zum Theater und Cabaret hatte er zeitlebens eine besondere Affinität. Unvergessen sein parodistischer Auftritt der «Frères Jacques» beim «Kanal-Maier» in Village-Neuf, wo er bei der Gründung seiner «Confrérie de l’Asperge» eine erlauchte Gesellschaft aus der Dreiländerecke mit auserlesenstem Witz, feinstem Humor, gesanglich und musikalisch brillant unterhielt.

André-Paul Weber konnte ich übrigens 1987 als Vize-Präsidenten des von mir zur Bekanntmachung des Ecomusée d’Alsace gegründeten Vereins Elsass-Freunde Basel - Les amis de l’Alsace Bâle gewinnen. Sein Neffe Thierry Fischer, Architekt am Adauhr in Colmar, war übrigens lange Jahre Architekt im Ecomusée d’Alsace, das von Marc Grodwohl gegründet worden war.

Von Jürg-Peter Lienhard


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