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Artikel vom 30.01.2006

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Martin Zingg

Artikel vom 07.07.2005 (neu verlinkt)

Absurd und banal

Was sie nicht alles den Medien erzählen - die armen Sportler

Von Martin Zingg



Künstlerische Verulkung des wahnwitzigen Volksvergnügens Leichtathletik-Spitzensport.



Zurzeit ist Leichtathletik- und Radsport-Saison (Juli 2005). An der Athleletissima in Lausanne ist wieder Mal ein Weltrekord im Mikrobereich gebrochen worden. Wie Resultate im Mikrobereich in den Sportler-Interviews zu leeren Worten mit absurdem Erkenntniswert formuliert werden, hat unser Mit-Autor Martin Zingg (Mitarbeiter von «52 beste Bücher» auf Radio DRS II) zu folgender Betrachtung angeregt (red., Fotos und Legenden: jpl.):

Die armen Sportler

Mir tun diese armen Sportler leid. Beeilen sich so sehr und müssen dann zur Strafe lange darüber reden. Haben unter Aufbietung aller Kräfte Zeit eingespart, nun wird sie großzügig wieder gedehnt.

Erst haben wir dem Sportreporter zuhören müssen, wie er, den Hürdenlauf kommentierend, sämtliche Sprachhürden herunterrriss in seiner Begeisterung.

Jetzt wird der schnellste Läufer vors Mikrophon gebeten: Wie war es denn, als Sie noch kürzlich über die Bahn sausten, und wieso sind Sie denn 1/100 sec. hinter dem Weltrekord zurückblieben? Offenbar kann man sowas erklären.

Wir haben es am Fernsehen alle gesehen, aber wir sollen es auch hören. Möglicherweise ist uns ja etwas entgangen. Seine Wadenmuskeln zittern immer noch, lieber wäre er in der Dusche. Aber erst muss er uns noch atemlos etwas erklären, eine Hundertstelsekunde zu lange gerannt, bitte. Liegt's denn am Training? Hatten Sie Gegenwind?



Sexistische Kostüme bei Sportveranstaltungen: Warum haken «unsere» Emanzen hier nicht ein?



Erlebnisse von vier Sekunden Dauer erfahren eine Nachbereitung von qualvollen vier Minuten. Je kürzer das Rennen, desto länger der Kommentar. Die Summe von Rennzeit und Kommentar hat offenbar konstant zu bleiben. Klar, die sportlichen Hochleistungen verschwinden ins Infinitesimale, sie müssen erzählt werden, weil sie als solche nicht mehr erkennbar sind. Da kommen, auch das ist interessant, Erfahrungen ins Spiel, die kaum mehr vermittelbar sind. Aber sie werden ausgebreitet in einer Sprache, die all das nicht mehr transportieren kann.

Und wir, vor dem Bildschirm? Wir sitzen da wie eine Jury. Die Sportler erklären uns, was sie falsch gemacht haben. Selbstkritik, wie wir sie von strengen Regimes her kennen. Bestrafen müssen wir sie nicht mehr, das haben elektronische Tabellen bereits erledigt. Wie bitte? Dritter Rang? Damit ist alles schon gesagt...



Anabolika und Doping führen gezwungenermassen zu Geschlechtsumwandlungen. Leistungssportkult-Verächter können jedoch beruhigt sein: Der Penis ist kein Muskel, sondern ein Schwellkörper!

Von Martin Zingg


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