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Artikel vom 18.05.2005

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Reusdal meint

Wer fliegt, reist auf Kosten anderer

Hohe Treibstoffkosten, tiefe Flugtarife. Was hat das zu bedeuten?

Von Mitch Reusdal



Kerosén, Kerosin kommt aus dem Russischen und heisst… Petroleum.



Ökonomisches Patent-Rezept: Das Personal der Fluggesellschaften bezahlt die Ticketts ihrer Kunden.

Die Treibstoffpreise sind hoch, höher und noch lange nicht am höchsten. Der Nachholbedarf in China macht sich bemerkbar, das Land importiert Erdöl in immer grösseren Mengen, dadurch steigt die Nachfrage und auf diese Weise der Rohölpreis auf dem Weltmarkt. Das ist das Einmaleins oder das ABC der Trivial-Ökonomie.

Betroffen davon sind in besonderem Mass die Fluggesellschaften, die immer weniger rentabel fliegen und rote Zahlen schreiben. In dieser Situation – was tun?

Reusdal meint: Es wäre an der Zeit, dass sie ihre Flugpreise der Marktlage anpassen würden. Denn wenn der Treibstoff Kletter-Max spielt und die Preise in die Höhe gehen, muss das Fliegen teurer werden. Notgedrungen. Dazu bedarf es keines Business-Hochschulabschlusses, das kann jeder selber nachrechnen, in seinem Portemonnaie am Ende des Monats. Entweder die Einnahmen erhöhen oder die Ausgaben senken.

Ein neues Kapitel Ökonomiegeschichte

Und nun zum Thema: Was fällt den Fluggesellschaften dazu ein? Sie verbessern die Einnahmen, aber auf eine besonders einfallsreiche Weise, nämlich durch Senkung der Kosten, indem sie die Löhne drücken, so gut es geht, was leider nicht immer möglich ist. Die Swiss liegt im Clinch mit ihrem Personal, die konkursiten amerikanischen Fluggesellschaften sparen am Personal, was sie können, zum Beispiel an den Sozialleistungen und Altersrenten. («Verdienen» ist einfach ausgedrückt, die Wirklichkeit ist etwas komplizierter. An der Sache ändert das nichts.)

Das Personal wird also gezwungen, Einbussen zu schlucken, mit dem Ziel, dass die Passagiere billig fliegen können. Es kommt daher gewissermassen für einen Teil der Ticketts der Flugkunden, die es bedient, auf. So ist allen geholfen: Die einen reisen billig, die anderen haben Arbeit.

Damit ist ein neues Ökonomie-Kapitel aufgeschlagen. Ob auf diese Weise der allgemeine Wohlstand vermehrt wird, ist eine andere Frage. Je tiefer die Löhne, desto weniger Konsum und Umsatz. Und je weniger Umsatz und Konsum, desto tiefere Löhne. Zwischen beiden besteht ein Zusammenhang. Oder wissenschaftlich ausgedrückt: Die Katze beisst sich in den Schwanz. (Auch das ist in der Wirklichkeit etwas komplizierter, aber in der Darstellung deswegen nicht falsch.)

Überhaupt wird mit der Produktion heute nichts mehr verdient oder nicht viel, und die Löhne sind gar nicht dazu vorgesehen, dass damit das von den Lohnbezügern Produzierte konsumiert werden kann. Die Zeiten sind vorbei, als der alte Ford seinen Angestellten anständige Löhne bezahlte, damit sie auch Autos (und anderes, zum Beispiel Benzin, Brot, Zahnpasta, T-Shirts «made in China» mit dem Aufdruck «Devil» oder sonst etwas Mutigem und so weiter) kaufen konnten.

Mehr Arbeitsplätze

Geld wird heute am einfachsten mit Geld verdient. Eigentlich würden die ökonomisch geschulten Unternehmer am liebsten keine Löhne zahlen, auch keine Sozialleistungen, auch keine Steuern, dafür könnten sie dann – hui! – Tausende von Arbeitsplätzen schaffen, was ihr sehnlichster Wunsch ist, wie alle wissen. Und die Umsätze würden – zack! – durch längere Ladenöffnungszeiten erzielt. Am liebsten 24 Stunden am Tag. Das würde Umsatz generieren, sage ich Euch, und die Probleme wären – wow! – auf einen Schlag gelöst!


Von Mitch Reusdal


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