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Artikel vom 07.02.2005

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Fasnacht

Was gits Neys?

In einer Woche ist es so weit: Punkt vier Uhr in der Frühe beginnt in Basel der Morgeschtraich und damit die «drey scheenschte Dääg» im Bebbi-Jahr - das Fasnachts-Comité hat orientiert

Von Jürg-Peter Lienhard



Die Köpfe sind: Fasnachts-Manager und -Managerinnen - das Comité an der PK in der Fischerstube der Kunsthalle Basel. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2005



BASEL.- Es ist schon lange Tradition, dass das Basler Fasnachts-Comité am Montag vor der Fasnachts-Woche in der Kunsthalle die Medien zur Orientierung einlädt. Diesen Montag, 7. Februar 2005, wird es aber zum letzten Mal an diesem Ort sein, denn die Fischerstube vermochte kaum mehr alle Medien- und Behördenvertreter zu fassen. Viel Neues gabs nicht zu hören, aber einige Details betreffen die Route und den Subventions-Generator, und sind deshalb wichtig.

Comité-Obmaa Felix Rudolf von Rohr macht das beispiellos - sowohl im Tempo wie auch in der Präzision: in einer Dreiviertelstunde war die Traktandenliste durch, und den Medienberichterstattern rauchten die Köpfe…

Die Fasnacht ist ein Riesengeschäft. Die miesesten Beizer können während den «drey scheenschte Dääg» den Umsatz generieren, der ihnen während des Jahres fehlt. Dies machen sie, indem sie den drei Mal Geschwefelten bei der Prodega holen und ihn mindestens zum Doppelten des Preises eines anständigen Tropfens verhökern. Andere stellen den Bierhahn ab und verkaufen nur Fläschli zum Night-Club-Preis oder verkaufen «Cüpli» von «No-Name»-Produzenten.

Fasnacht und Bruttosozialprodukt…

Wie sich insgesamt das Fasnachtsgeschäft auf das Bruttosozialprodukt auswirkt, das wollen nun dieses Jahr Studenten der (noch) FHNN geheissenen Fachhochschule beider Basel wissen. Sie wollen herausfinden, welche Kosten und welcher Umsatz die Fasnacht verursacht, und welche Bedeutung sie für die hiesige Volkswirtschaft hat. Dass sie eine bedeutende hat, wissen wir schon lange - schliesslich ist die Fasnacht eine allgemeine Stadtkultur - aber wie das in Franken und Centimes aussieht, werden wir nun Dank den FHBB-Studenten bald wissen. Und dürften staunen…

Der Comité-Obmaa hat zum Thema Geld bekanntgegeben, dass 30 Prozent der Einnahmen aus dem Plakettenverkauf an die Cliquen zurückfliessen. Davon gehen drei Viertel als allgemeine Subventionen an alle Teilnehmer; ein Viertel davon wird jedoch nur einzelnen Einheiten aufgrund deren besonderen Präsentation oder des bedeutenden Aufwandes bei der Realisieurng des Sujets als «Qualitäts-Beitrag» ausgeschüttet.

Neu: Comité-Verkaufsstände

Die Kosten für Cliquen und Aktiven sind teils enorm und jedes Jahr teurer… Dies ist auch dem Comité bewusst. Darum versucht es dieses Jahr mit weiteren Massnahmen, auch die Einnahmen zu steigern, ohne dass der Zutritt zur Altstadt Eintritt in Form einer Plakette kosten muss. So sind drei mobile Verkaufsstände entwickelt worden, die auf dem Münsterplatz, auf dem Kasernenplatz und am Marktplatz aufgestellt werden. Dort können Auswärtige, die erst zur Fasnacht angereist sind, noch Plaketten kaufen. Verkauft werden an diesen Ständen zudem Zeedel-Rollen, der Fasnachtsbecher sowie anderes Zeugs.



Comité-Insel am Daag…



…und z'Nacht. Illustration: Fasnachts-Comité



Apropos Beizer: Einige davon im Kleinbasel sind ganz wütend aufs Comité, denn dieses Jahr schlägt die Route einen Bogen um sie. Doch Felix Rudolf von Rohr sagte an die Adresse dieser Armen klipp und klar, dass die Strassenfasnacht fürs Publikum da ist und nicht für die Beizer. So macht die Route dieses Jahr im Kleinbasel auf ihrem äusseren Weg vom Claraplatz einen Bogen über die Rebgasse–Webergasse–Untere Rheingasse, während der Contre-Marsch nur durch die Greifengasse zum Claraplatz führt. Dass die Greifengasse nicht «doppelspurig» begangen werden kann, liegt an Trottoirhöhe und an Trafostationen, die das aus Sicherheitsgründen verunmöglichen. Auch der Lindenberg ist nun aus dem Verkehr gezogen.



Die Route des Cortèges an der Fasnacht 2005. (Der Routenplan kann im nachfolgenden Link im hochauflösenden Format als PDF-Datei heruntergeladne werden.)



Die «Statistiker» des Comités haben zudem festgestellt, dass rund ein Viertel aller «Einheiten» die Überquerung der Wettsteinbrücke verschmäht. Eigentlich begreiflich, denn die ist eine schlimme Ödstrecke für alle «Musikanten». Die Routenplanung für die Fasnacht 2005 geht zurück auf die statistischen Erhebungen vom letzten Jahr, die aus den Ergebnissen der «Stau- und Lückenerfassung am Cortège» und aus der «Mengenflussanalyse» hervorgegangen sind. Man sieht, dass Fasnacht auch mit ganz trockener Logistik und Strategieplanung zu tun hat…

Teilnehmerzahl seit zehn Jahren unverändert

Immerhin konnte Felix Rudolf von Rohr erleichtert bekanntgeben, dass die Zahl der aktiven Fasnächtler seit den letzten zehn Jahren stabil geblieben ist - nämlich rund 12‘000 Erwachsene und rund 2000 Junge Garden/Binggisse. Dies trotz der neuen Zählweise, bei der die «Wilden» erstmals im letzten Jahr nicht mitgezählt wurden, weil das Comité nun auf die «Selbstdeklaration» der angemeldeten Cliquen und Einheiten setzt.

Indem die Zahlen in den vergangenen Jahren stabil geblieben sind, beschränken wir uns hier auf die Statistik der Anmeldungen für die kommende Fasnacht: Insgesamt sind 493 Einheiten angemeldet. Mit 185 Laternen ist die Zahl zwar nur seit drei Jahren stabil - doch vor der Jahrtausendwende waren es stets über 200. Im einzelnen nehmen 38 Stamm-Cliquen, 40 Alti Garde, 40 Jungi Garde, 25 Buebezigli, 85 Pfeifer- und Tambouren-Gruppen, 120 Wäge, 62 Muusige, 24 Chaise, 45 Schyssdräggzygli und 14 Ainzelmassge teil.

Für Kinder Kasernenplatz-Attraktionen

Bereits zum dritten Mal werden nun auch die Wagen und Requisiten ausgestellt, nachdem die Laternen-Ausstellung auf dem Münsterplatz auch schon ein paar Jahre Tradition hat. Die 27 Wagen und 35 Requisiten heuer stehen auf dem beleuchteten Kasernenplatz und sind vom Publikum vom Montag Abend bis am Mittwoch Morgen zu bestaunen.



Einladung zum Besuch der Waage- und Requisiten-Ausstellung in der Kaserne.



Auf dem Kasernenplatz finden zudem verschiedene Attraktionen statt: Der Dienstagnachmittag steht dabei ganz im Zeichen der Kinder. Diese bekommen beim Besuch auf der Kaserne eine Gugge voll «Räppli», und sie können sich im Orangenwerfen ab einem Wagen üben, einen Ballon als Fasnachtsgruss in die Welt senden oder ganz einfach nur «Waggis sii».

Festzelt in der Kaserne

Am Abend veranstalten verschiedene Cliquen Attraktionen wie eine «Massgeschau», ein «Rääre-Schwinge» und ein «Zoggeli-Schlyffe». Um 22.30 Uhr erfolgt dann der zweite Räppli-Knall in der Mitte des Platzes. Selbstverständlich besuchen während der gesamten Ausstellung Guggenmusiken und Cliquen die Kaserne, geben Platzkonzerte oder gässle zwischen den Wagen und Requisiten.

In der «Waggis-Baiz», die neu zentral auf dem Platz steht, können sich Aktive und Besucher durch die Cateringabteilung des FC Concordia zu moderaten Preisen verpflegen lassen. Zudem kann man in der beheizten Beiz neu auf Stühlen sitzen und allenfalls einen Schnitzelbank geniessen.

Polizei macht keine Fasnachts-«Ferien»

Ein Charakteristikum des Morgenstreichs ist es natürlich, dass die ganze Innenstadt dunkel ist und nur die Laternen, die Kopf- und Steckenlaternen leuchten und damit die einzigartige Morgeschtraich-Stimmung erzeugen. Es gibt aber immer wieder renitente oder vergessliche oder nicht einheimische Laden- oder Geschäftsbesitzer, die nicht wissen, dass Zuwiderhandlungen polizeilich verzeigt werden können.

Wer weder eine Busse erhalten noch als Spielverderber gebrandmarkt zu werden wünscht oder von den «Schwarzen Männern», die mit Leitern, schwarzen Folien und Klebepapier solche Sünder «abdecken», nicht Fenster oder Reklame verunstaltet haben will, der hält sich an die polizeiliche Verordnung für den Morgenstreich: Reklamen-, Schaufenster- und Restaurantsbeleuchtungen in der Fasnachtszone sind am Morgenstreich, 14. Februar 2005 (sowieso jedes Jahr!) von 03.30 bis 06.30 Uhr gegen die Strasse respektive gegen die Allmend hin «zwingend zu löschen oder abzudecken».

Freiluft-Schnitzelbängge

Die an der Pressekonferenz teilnehmenden Vertreter der diversen Schnitzelbangg-Obmänner und -Frauen hatten viele Änderungen und Neuigkeiten in der personellen Zusammensetzung zu melden. Im Volkshaus treten dieses Jahr keine Schnitzelbänke auf. Im Schauspielhaus werden erstmals Tische in den Zuschauerraum gestellt, damit dort Konsumationen der «kleinen Karte» möglich sind. Wiederum sind Schnitzelbänke «open air» auf dem Fischmarkt zu sehen und zu hören. Die Schnitzelbank-Abende in den diversen Lokalen sind jeweils am Montag und am Mittwoch - dies zur Information unserer Ausserbaslern…

BVB-Sonderfahrpläne

Dass während den «drey scheenschte Dääg» in Basel nichts, aber auch gar nichts so läuft, wie es unterm Jahr läuft, merken Auswärtige in dieser Zeit spätestens an den Ansagen von Telefonbeantwortern der Basler Geschäfte und Firmen. Aber auch, dass kein Drämmli durch die Innenstadt fährt, wie es normalerweise sollte - nicht mal «Näb de Schiine», was übrigens das Motto der diesjährigen Fasnacht ist. Jedoch bieten die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) verschiedene Möglichkeiten an Frühfahrten zum Morgenstreich und Spätfahrten an der Fasnacht an. Die entsprechenden Fahrgelegenheiten finden Sie unter dem nachfolgenden Link, womit Sie den Fasnachtsfahrplan der BVB im PDF-Format vom Netz runtersaugen können.

Ja, dann also: E scheeni Fasnacht 2005 wünscht:

Von Jürg-Peter Lienhard

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

Die Route 2005 als PDF-Dokument

BVB-Fasnachtsfahrplan (hochauflösend) PDF


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