Anzeige:
Abschaltung

Artikel vom 28.07.2018

Druckversion

Astronomie

Alle Fotos: © foto@jplienhard.ch 2018

Der Blutmond, eingefangen von der Landskron

Fotoromanza mit Blickrichtung gen Osten

Von Jürg-Peter Lienhard



Blutmond, aufgenommen von der Landskron mit Nikon 200 mm. © foto@jplienhard.ch 2018

Wer hätte das nicht erwartet: Wo immer in Basels Umgebung eine Anhöhe einen Ausblick auf den Blutmond versprach, besetzten Hobby-Astronomen und -Astrologen die besten Plätze. Am Freitag, 27. Juli 2018, ab zirka 21.30 Uhr, war der Himmel in der Region Basel zwar etwas dunstig, aber immerhin doch so klar, dass die Verfärbung des Mondes durch den Erdschatten deutlich sichtbar war.



Blick in den Abendhimmel von der Landskron gen Süden mit Flüh während der «blauen Stunde». Links: Mann mit Gamsbart-Hut… als Grössenverlgeich. © foto@jplienhard.ch 2018

Für mehr hier klicken:

Das astronomische Spektakel des Blutmondes auch fotografisch einzufangen war für die meisten Handy-Fotografen ein Ding der Unmöglichkeit. Zu gering ist die Auflösung selbst auf den letzten Ausgaben von Samsung oder Apples Spielzeug-Telefonen.

Besser dran waren dann schon die Hobby-Astronominnen auf der Landskron im elsässischen Leymen, die mir beim Abstieg ihre Leidenschaft schilderten. Ich fragte sie, was sie denn für einen seltsamen Rucksack sie auf sich trugen. Es sei in der Jugend ein Geburtstagsgeschenk gewesen, aber eines «aus dem Warenhaus».

Hingegen bat mich im «Teegarten der Kaspars» auf dem Bruderholz ein Gast mal, ihn und sein Enkelkind mit dessen Handy abzulichten. Die bezaubernd romantische Umgebung in diesem erholsamen Biotop war natürlich eine schöne Kulisse für das Erinnerungsfoto. Der Mann zeigte mir dann auf ebendiesem Handy seine Weltall-Fotos, die er mit einem Hobby-Teleskop für höhere Ansprüche aufnahm. Es habe mehr als sein Auto gekostet, sagte er. Und darum getraute ich schon gar nicht ihn zu fragen, was für einen formidablen Schlitten er fuhr - ein «Mini» konnte es woh kaum sein…

Apropos Abstieg: Glücklicherweise leuchtete mir beim Einpacken meiner Fotoausrüstung eine dieser Astronominnen mit ihrem Handy, so dass auch mir in den Sinn kam, dass sogar mein iPhone eine Taschenampen-Funktion hat, die ich aber mangels Bedarf komplett vergessen hatte. So gelangte ich dann auch von der obersten Höhe der während der napoleonischen Kriege zerstörten Landskron mit eigenem Licht durch die vielen dunklen Treppen und Wendeltreppen wieder sicheren Fusses zur Tramstation Leymen…

Oben auf dem unzerstörten und gut von einem Verein von Freiwilligen im Dreiland unterhaltenen Donjon herrschte beinahe eine feierliche Stimmung in Erwartung des Himmelsspektakels. Und es waren nicht allzuviele Leute, so dass niemand sich um einen Stehplatz rangeln musste. Einige junge Leute aus St-Louis machten mir artig Platz, als ich auf der Panorama-Plakette kurz die Umgebung erkennen wollte. Dabei kam es zu freundlichen Gesprächen (auf Französisch), während denen ich auch erfuhr, was ihr Motiv zur nicht ganz mühelosen Erklimmung des Donjons war: Interesse! Ich fand mich wieder mal bestätigt: das Wichtigste im Leben ist nicht Geld, sondern Interesse…

Ganz im Gegensatz dazu ein deutsches Ehepaar mittleren Alters, die lange vor der Dämmerung eine ganze Ost-Ecke mit einer Picknick-Decke als ihr «Grundstück» markierten und allerlei Fressalien und Saufalien - für sich allein! - aufgestellt hatten (im Gegensatz zu den Ludovciens, die mir einen Becher Roten anboten…). Der Mann von Hünen-Grösse und Bayuwaren-Hut mit Gamsbart erinnerte mich schlagartig an die Hansi-Karikaturen…

Irgendwann, es war wohl gegen 23 Uhr, wurde der Mond wieder helle, und die Leute machten sich auf den Rückweg, ausgeleuchtet nur durch die Handy-Taschenlampen. Ohne die hätte man im Donjon wohl kaum wieder zurückgefunden, denn die Treppen führen über verschiedene «Stockwerke» und sind manchmal innerhalb des Turmes, manchmal ausserhalb auf einer metallenen Wendeltreppe oder nur durch ein höhlenartiges Loch hindurch zu finden.

Schade, sünd’ und schade, ist jedoch, dass die Beiz am Fuss der Burg schon lange geschlossen ist. Schliesslich ist die Umgebung der Burg auch ein beliebtes Wandergebiete, das man mit dem «gääle Drämmli» gut aus Basel und dem Leimental erreichen kann.

Überhaupt beschlich mich eine düstere Erinnerung an dieser Stelle. Sie schwor ein Erlebnis herauf, als der geniale Hörspiel-Intendant des Schweizer Radios, Mathias von Spallart, dort mit seiner damaligen Partnerin in einem Bauernhaus wohnte, die mich mit ihm kurz vor seinem selbstgewählten Tod zum gemeinsamen Nachtessen einlud. Ich bedaure noch heute, dass ich mein Versprechen an Matthias damals nicht einlöste, «nächsten Samstag» wiederzukommen. Hätte ich nur…!!!




Blutmond, darunter, das weisse Pünktchen, der Mars. © foto@jplienhard.ch 2018




Blutmond, Mars und Leymen. Selbst bei Langzeitbelichtung sollte nicht am Fotoapparat ausgelöst werden, sondern nur via kabellosem Auslöser, sonst ist eine Bild-Unschärfe unvermeidbar… © foto@jplienhard.ch 2018




Quod erat demonstrandum… © foto@jplienhard.ch 2018




…idem… © foto@jplienhard.ch 2018

Von Jürg-Peter Lienhard


Klicken Sie hier, wenn Sie fortan bei neuen Artikeln dieses Autors benachrichtigt werden wollen!


Anzeige:

PlagScan



Nach oben


Copyright © 2003 by webjournal.ch

 

Die Funktion Newsletter ist wegen Spam blockiert. Schreiben Sie eine Mail an info(ad)webjournal.ch mit dem Betreff: «Bitte newsletter zusenden» Besten Dank für Ihr Verständnis.