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Artikel vom 17.01.2008

Ottokars Cinétips

Schuld und Sühne

Marc Foster macht in seinem neuen Film «The Kite Runner» naive Therapievorschläge für die afghanische Krise

Von Ottokar Schnepf



Eindrucksvolle Darsteller wie Khalid Abdalia als Amir und Shaun Toub als Rahim Kant. Foto zVg


Gestern in den 10 vor 10 TV-Nachrichten als Meisterwerk vorgestellt, startet der Film heute, Donnerstag, 17. januar 2008, in den Kinos. Doch der Schweizer Filmregisseur Marc Foster, dessen USA-Erstlingswerk «Monsters Ball» mit Recht vor Jahren Aufsehen erregte, lässt in seiner Adaption von Khaled Hosseinis Bestseller «Drachenläufer» eine bizarre, propagandistische Note aufkommen und wirkt sogar mitunter unfreiwillig komisch.

Hosseinis Roman erzählt eine autobiografisch inspirierte Familiengeschichte, die aus dem 70er-Jahre-Kabul ins kalifornische Exil führt und wieder zurück in die Hölle der Taliban. Foster lässt seinen Film als Kindergeschichte in der Welt der westlich orientierten Upper Class Kabuls beginnen, 1979, am Vorabend der russischen Invasion.

Zwei Boys, Herrschaftssohn der eine, Domestikenkind der andere, sind unzertrennliche Freunde, bis die Eifersucht des privilegierten Amir den Freund Hassan in einer drastischen Szene einer Vergewaltigung durch eine Strassengang ausliefert.

Nach 20 Jahren in Amerika führt ein Telefonanruf Amir zurück in die Heimat. Dort macht er sich auf die Suche nach dem Sohn seines einstigen Freundes Hassan, um den aus den Fängen der Taliban zu retten. Mit dieser Tat sucht Amir zugleich nach Vergebung; er will seinen inneren Konflikt aufarbeiten.

Psychologisch schlicht und naiv ist dieser Film weit entfernt von einem Meisterwek. Jetzt aber darf Marc Foster den nächsten, den 22. James-Bond-Film inszenieren.


Von Ottokar Schnepf



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