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Artikel vom 13.08.2007

J.-P. Lienhards Lupe

Kein «Käse», aber Käse!

Das ist kein «Käse»: Der grosse Haufen der Konsumenten hat noch nie Käse gegessen; richtigen Käse!

Von Jürg-Peter Lienhard



Das WAR einmal ein Menü-Hit: Gschwellti mit Käse - noch besser: mit Schabziger, Angge und Salat.


Was macht einen «richtigen» Käse aus? Er ist nicht pasteurisiert, läuft einem zur Begrüssung entgegen, und er riecht so, dass einem die Zöllner möglichst rasch passieren lassen… Diese Definition lässt sich nur für echte Käseliebhaber richtig lesen. Nämlich mit einem zwinkernden, wissenden Auge. Für alle anderen wirds hier nachfolgend seriös!

Richtiger Käse ist teurer als Fleisch! Das ist gut so. Nein, das ist nicht gut so, denn das meiste Fleisch stammt aus Tierfabriken, betrieben von Individuen, denen jeglicher Respekt vor der Kreatur und damit vor den Mitmenschen, und wahrscheinlich auch vor sich selbst abgeht! So ist das Fleisch derart billig geworden, dass man es bei Maggdonald schon zum Z‘Morge mampfen kann… Elsbeth Gugger von Radio DRS berichtete in «Echo der Zeit» aus Holland von Schweinefabriken, dass einem das Hören und der Appetit verging.

Im Käse steckt menschliches Genie, das damals, zu den Anfängen der Zivilisation, das Überleben sicherte - und nicht den Profit! Die Haltbarmachung von Lebensmitteln für die Zeiten nach der Ernte und für den Winter, war eine der grössten Herausforderungen des Lebens.

So wurde aus Milch Käse, aus rohem Fleisch Bündnerfleisch, aus Aepfeln und Birnen Dörrobst und aus Gemüse Eingemachtes. Wer denkt denn heute noch darüber nach, wenn er im Billig-Discounter ins Büchsengestell greift?

Käse ist also haltbar gemachte Milch. Aber nicht nur! Käse durchlief in der Zivilisationsgeschichte eine raffinierte Entwicklung von der reinen «Milch-Konserve» bis zum höchsten kulinarischen Edelprodukt. Denn das ist auch eine Eigenschaft des menschlichen Genies: Es sucht ständig nach Verbesserungen, nach noch Besserem anstelle des Guten! Dumm nur, dass wenig Geniale das mit dem Profit auch so machen, weshalb aus wunderbaren Milchprodukten eben Fabrikkäse und aus Tieren Maggdonald-Frühstück wird.

Das Argument, dass erst mit der Fabriknahrung die Versorgung mit Lebensmitteln garantiert werden kann, ist nur die halbe Lüge! Die halbe Wahrheit ist nämlich, dass die fabrikmässige Umwandlung von lebenden Tieren in «Convenience-Food», also Futter für faule Menschen, zur Überfressung der Gesellschaft, zu dicken Kindern, zu Fräuleins ohne Taille und zu Mannsgockeln mit erstaunlich umfangreichen Hängebäuchen führt!

Die ganze Wahrheit ist aber, dass die Fabrikfutter-Überfressungsversorgung nur gerade für einen kleinen Teil der Menschheit «garantiert» ist - der grössere Teil der Abermilliarden hungert, ist schon gar nicht «schön schlank», sondern hungermager ausgezehrt!

Derweil hierzulande Fleisch billig, Käse zu Gummi wird, ist es interessant zu untersuchen, was mit dem «Ersparten» geschieht. Natürlich geht ein Teil in die doppelte Ration, denn von irgendwoher muss der Speck um die Taille doch kommen, der andere Teil wird dahineingepumpt, wo die Werbung es einem weismachen will, man müsse es haben, um glücklich sein fettes Leben zu beenden. Man schaue mal auf die Strasse, was da für teure gepanzerte 4x4-Karossen herumstehen, informiere sich, was die Eintrittspreise für Fussballstadien, die Top-Ausrüstungen für Freizeitvergnügungen oder Plasmabildschirme kosten…

Doch zurück zum Käse, zum «wahren» Käse und zu einigen Leuten, die da nicht mitlaufen im grossen Profiteurenhaufen, die Qualität nicht nur für ihre Produkte, sondern vor allem für ihr eigenes Leben hochhalten. Es gibt sie noch, solche Leute, und vielleicht werden sie und ihre Nachkommen dereinst einmal die einzigen Überlebenden, die Kapitäne einer neuen Arche Noah sein. Es sind oft Leute, denen es im Hirn gut geht, nicht im Portemonnaie, die sich als Teil der Natur, als Wesen unter einer Überzahl von Wesen mit Hufen, mit Flügeln oder mit Flossen und gar auch mit Füssen vestehen, nicht überlegen, sondern mitlebend…

Aber das ist eine andere Geschichte, nein, eine andere, emanzipierte Lebenseinstellung, und sie ist nur erwähnt der Vollständigkeit halber, denn es geht hier um Käse, um richtigen Käse! Den gibts nicht beim «Versorgungsgarantierer», sondern nur beim Bio-Bauern, zu dem man hinwandern muss - zu Fuss…




Keine Taille, dafür Pfunde…

Von Jürg-Peter Lienhard



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