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Artikel vom 22.04.2010

Rubrikübergreifendes

Kommt das 3er-Tram nach St-Louis?

Es ist noch kein Meilenstein, aber ein erster Schritt: Basel und Saint-Louis haben eine Finanzierungsvereinbarung für die Planung der Tramverlängerung Burgfelden-Grenze nach St-Louis Gare Ouest unterzeichnet

Von Redaktion



Der Basler Regierungsrat Hans-Peter Wessels erläutert die Vereinbarung am Rednerpult in der Mairie von St-Louis. Im Hintergrund rechts die Büste mit der Jakobiner-Mütze ist diesmal eine Version von Mariannelà aus dem 19. Jahrhundert - und nicht Brigitte Bardot, die von Mireille abgelöst worden ist, die ihrerseits wieder von Cathérine Deneuve, die wieder… Foto BVB, zVg


Diese geniale grüne Farbe des in Basel wohnhaften Grafikers Armin Vogt: Wird sie noch in diesem Jahrhundert die Strassen von Bourglibre und Saint-Louis «begrünen»? Wird der Traum von einer Tramverbindung des 3ers von seiner bisherigen Endstation «Burgfelden Grenze» auf Basler Boden nach «St-Louis Gare Ouest» dereinst Wirklichkeit? Immerhin bedeutet die Vereinbarung, die die Planungsfinanzierung regelt und am Donnerstag, 22. April 2010, von den Vertretern der beiden Städte in Saint-Louis unterzeichnet worden ist, ein erster Schritt in die richtige Richtung!




Comcom-Präsident Roland Igersheim seinerseits bekräftigt die Absicht des Dreiländer-Distrikts. Rechts Regierungsrat Wessels. Foto BVB, zVg

Man muss sich keine Illusionen machen: Die Grenze zur Basler Schwesterstadt Saint-Louis heisst heute «la frontière entre la France et la Suisse» und ist buchstäblich ein «Eiserner Vorhang». Es harzt, was die Zusammenarbeit über die Grenzen betrifft - und meist ist es die Sprachbarriere, die ironischerweise die alemannischen Nachbarn voneinander trennt. Wenn man sowieso daran denkt, dass Frühenglisch in den Basler Schulen heftig diskutiert wird, dann scheint die Zukunft auch nicht rosiger. Wenngleich Basel europäisch «tickt», so die Schweiz noch lange nicht…

Aber seien wir nicht miesepetriger als der Papst, selbst wenn wir ausdrücklich den Begriff «Meilenstein» aus dem offiziellen Presse-Communiqué nicht übernehmen wollen. Dass der «vogtgrüne» Erdgasbus - Erdgas: welche Provokation… - einen Basler Regierungsrat und sein Gefolge in die backsteinrote Mairie von Saint-Louis brachte, hat zumindest so viel Symbolkraft wie «ein erster Schritt».

Der Basler Regierungsrat Hans-Peter Wessels, Vorsteher des Bau- und Verkehrsdepartementes Basel-Stadt und Roland Igersheim, alt Schulmeister und Präsident der Comcom des Trois Frontières, wie der Gemeindeverbund der Grenzorte heisst, unterzeichneten bei dieser Begegnung eine «Finanzierungsvereinbarung für eine Tramverbindung zwischen Basel und Saint-Louis».

Die Vereinbarung regelt den Verteilschlüssel der Planungskosten auf französischem Boden von 4,14 Millionen €uro, was rund 6 Millionen Schweizer Franken sind.

Basel übernimmt davon nicht ganz die Hälfte - nämlich 2,6 Millionen Franken.

Hinzu kommen auf Basler Seite nochmals 1,4 Millionen Franken für die Planungskosten der Strecke von der Endstation «Burgfelden Grenze» des 3ers bis zur Grenze.

Die Basler Regierung will den Budgetposten von total 4 Millionen Franken noch vor den Ferien vom Grossen Rat behandelt und wenn möglich verabschiedet haben.

Sobald der Projektkredit gesprochen ist, ist sichergestellt, dass es weitergehen kann, denn die Tramverlängerung figuriert im Agglomerationsprogramm des Bundes in der Priorität «B». Das heisst, dass das Projekt bis zum Jahr 2015 baureif sein muss, damit es vom Bund Subventionen erhält.

Allerdings: So anerkennenswert es ist, dass sich die beiden Städte bei der Kostenverteilung für die Planung einigen konnten - die Tramlinie ist noch lange nicht verlängert und schon gar nicht gebaut: Der Hauptbrocken ist der Bau und damit die Baukosten. Die könnten gut und gern 80 Millionen Franken betragen.

Wenn man davon ausgeht, dass die Tramverlängerung nach Saint-Louis ebenso lange Diskussionsstrecken hinter sich bringen muss wie die jetzt im Bau befindliche Tramverlängerung des 8ers nach Weil am Rhein, so dürfte bis dahin noch manchem der Teilnehmer an der Zusammenkunft im ludovicer Bürgermeisteramt ein langer Bart wachsen…

Noch ist die heute unterzeichnete Finanzierungsvereinbarung lediglich eine Willensäusserung der Stadtvertreter von Basel und Saint-Louis. Die laut Roland Igersheim geäusserten finanziellen Zusagen für den Bau von den massgebenden politischen Behörden im Oberelsass, in der Region und vom Unterpräfekten, sind reine Lippenbekenntnisse und keine verbindlichen Zusagen. Und erinnert sei auch an den Widerstand des Bürgermeisters von Saint-Louis, der sich lange für die Verlängerung des 11er-Trams ab der Grenze Lysbüchel nach St-Louis Gare Ouest stark machte und nichts von der Verlängerung des 3ers wissen wollte.

Auf Basler Seite wird ein Baukredit davon abhängig gemacht werden, wie die anstehende Abstimmung zur Parkraumbewirtschaftung ausfällt - denn mit deren Einnahmen erhofft sich die Stadt einen wesentlich Zustupf an die Förderung des öffentlichen Verkehrs. Doch auch im rot-grün dominierten Basel sind sich nicht alle grün, zumal jene, die nicht rot sind…

Immerhin: ein erster Schritt ist gemacht. Wer A sagt, muss auch B sagen, heisst die Spielregel. Oder konkret: Der Autoverkehr an der Grenze ist am Anschlag, und die Anwohner reklamieren längstens Abhilfe…



Traumhaft schön, diese Farbe von Armin Vogt am Erdgas-Bus der BVB vor der Mairie von St-Louis - wenn nur die Tramlinine kein Traum bleibt… Von rechts nach links: Jean Uberschlag, Maire von St-Louis, Roland Igersheim und Hans-Peter Wessels. Foto BVB, zVg


Legende zum Plan mit der geplanten Linienführung

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• «T» heisst «Terminus», die heutige Endstation des 3ers vor dem Grenzübergang Burgfelden. Die geplante Verlängerung (dicke rote Striche für Doppelgeleise) führt von der Endstation auf der Burgfelderstrasse zur Landesgrenze (schwarz gestrichelten Linie) und von dort geradeaus auf der Rue du Mal de Lattre de Tassigny bis zum Sportplatz der Milchsuppe (auf französischem Boden), und zwar in je einer Variante rechts um den Sportplatz und durchs Sportgelände auf der Rue Saint-Exupéy zum Kreisel und seiner Passerelle bei der Schulanlage, wo sie in die Rue Docteur Hurst abbiegt bis zur Flughafen-Zollfreistrasse, wo sie links dahinein abbiegt und in die Hauptstrasse Avenue de Gaulle mündet, wo sie die A35 unterquert, um beim Supermarché «Casino» links ins freie Feld und zum Ost-Bahnhof zu gelangen. Am Bahnhof führt sie einspurig in einer Kehrschlaufe um bestehende Gebäude herum.

Die Strecke ist zirka 3,5 Kilometer lang.

Von Redaktion

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