Anzeige:
Abschaltung

Artikel vom 02.03.2008

Druckversion

J.-P. Lienhards Lupe

Verblassender Ruf

Es ist beileibe nicht der Teuro allein schuld, dass die Beizenlandschaft im nahen Elsass öd und leer geworden…

Von Jürg-Peter Lienhard



So bedanken sich Basler beim Beizer und seinem Personal, wenn sie sich wohl fühlten, gut aufgehoben waren und auch kein Abriss die Stimmung trübte: Der «BaMa», der Basler Marsch für Gérard, Christianne, Mira, Mélanie, Kevin… Fotos: J.-P. Lienhard, Basel © 2008


Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass man im Elsass esse, wie Gott in Frankreich. Doch auch die Schweizer Kundschaft sucht nicht mehr allenorten in grosser Zahl edle Gastronomie-Tempel auf - seit 0,5 Promille erst recht nicht mehr, und schon gar nicht mehr in Frankreich, wo die Kontrollen willkürlich und die Strafen exorbitant sind.

Viele sogenannte Elsässer-Beizen in Grenznähe sind daher gezwungen, preislich und angebotsmässig wieder zurückzubuchstabieren auf das Niveau, womit sie ursprünglich ihr Geld gemacht hatten: Mit den Zvieriplättli aus Münsterkäse, Aufschnitt, Salattellern oder mit währschaften Menüs im populären Preisbereich. Für die Schweizer Gäste genügte schon damals wie heute der Edelzwicker, der je nach Produzent eben weit mehr bietet, als die langweiligen und unverschämt überteuerten Schweizer Weissen.

Aber nein, Elsässer Beizer mussten unbedingt auf französisch «chic» machen: mit französischen Wein-Edelmarken, Haut-Cuisine und Tralala, das keine Wanderschuhe mehr ertrug und auf Neureiche abzielte, denen man den «Stallgeruch» der ländlichen Familienbeiz ersparen wollte…

Aber gerade diese «heimeligen» Beizen mit den elsässisch bodenständigen Wirtinnen und manchmal auch originellen Wirten suchten Basler mit Münz am liebsten auf: Kommerzbeizen hatte es in Basel genug; die kultivierten Gäste aus der Schweiz schätzten das «Einfache» in Stube und auf Teller, die herzliche Freundlichkeit der Beizerfamilien, die erdige Sundgauer Sprache und den sprichwörtlichen Mutterwitz der Elsässer.

Sie dürfen einmal raten, wo beispielsweise Regierungsrat Dr. Kurt Jenny aus Basel mit seinen Studienkollegen jeweils sein jährliches Freundetreffen abhielt: Bei der sagenhaften Lucie im «Baslerstab» von Hegenheim, wo es jeweils dicke Gemüsesuppe und «laufenden» Münsterkäse gab…

Das alles ist vorbei - es ging sehr schnell, kaum zehn Jahre: Mit dem Verschwinden der elsässischen Sprache zogen französische Methoden ins Land, französisches Etepetete, manchmal miese Qualität zu überhöhten Preisen, manchmal abweisende «Pariser» Ungastlichkeit und skrupellose Architektur vom Stil «Faust aufs Auge»…

Vorbei sind auch die Zeiten, als lange Menschenschlangen aus Basel nach Hegenheim an die Kilbe pilgerten oder zur Spargelzeit zum Kanal-Meier in Village-Neuf. Allerdings war dies noch die Zeit, als man mit dem Basler Drämmli Nummer 5 bis weit über die Place Abatucci in den «Gemüsegarten» Basels fahren konnte. Elsässische Ansprechpartner, die heute Tramverlängerungen nach St-Louis oder Huningue aufgleisen könnten, sind derart voller französisch inspirierter Ressentiments gegenüber der «reichen» Stadt Basel, dass jegliche Diskussion darüber lächerlich wirkt, weil sie engagierte Idealisten eben auch lächerlich macht!

Die elsässische Nachbarschaft von Basel war eine Nachbarschaft, als Sprache und mentalitätsmässige Verwandtschaft noch nicht Gräben aufwarfen. Dann waren auch die Beziehungen auf gleichem Niveau, direkt und unkompliziert und Paris weit entfernt, zumal die gegenwärtige «Regionalisierung» im Elsass absurderweise gerade das Gegenteil von grenzübeschreitender Verständigung fördert.

Heute bieten nicht einmal mehr Beizen diesen «Humus», auf dem freundnachbarliche Beziehungen gedeihen. Basler pilgern - trotz Teuro - viel lieber ins Markgräflerland, wo die Spargeln auch gut sind, wo die Bedienung herzlich und zuvorkommend, wo die Teller zwar keine «Haut-Cuisine» bieten, aber zu einem anständigen Preis eben auch Anständiges darauf haben. Und besser ist die Küche im Badischen sowieso geworden - auch der einheimische badische Wein…



Kein Schnickschnack und kein Kaviar, dafür einfach aber frisch und knackig, eine Freude fürs Auge, für den Gaumen, und auch fürs Teuro-Portemonnaie… Fragen Sie den Grossrat Peter Feiner, wo seine Clique «Sporepeter» am 3. Bummelsunntig vom 2. März 2008 diese Salate gespachtelt hat - wir von webjournal.ch machen keine unbezahlte Reklame…

Von Jürg-Peter Lienhard


Klicken Sie hier, wenn Sie fortan bei neuen Artikeln dieses Autors benachrichtigt werden wollen!


Anzeige:

PlagScan



Nach oben


Copyright © 2003 by webjournal.ch

 

Die Funktion Newsletter ist wegen Spam blockiert. Schreiben Sie eine Mail an info(ad)webjournal.ch mit dem Betreff: «Bitte newsletter zusenden» Besten Dank für Ihr Verständnis.