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Artikel vom 19.10.2006

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Basel - Allgemeines

Ecomusée im Basler Parlament

Basel ist offen für einen Vorschlag für ein Modell einer trinationalen Trägerschaft zur Rettung des elsässischen Freilichtmuseums

Von Redaktion



Basler Rathaus, Grossratssaal, Mittwoch, 18. Oktober 2006, 15.11 Uhr: Das erste Geschäft betrifft das Ecomusée d'Alsace…Fotos: J.-P. Lienhard, Basel © 2006


Das in finanzielle Schieflage geratene Ecomusée d'Alsace war Gegenstand einer Interpellation von Christian Egeler (FDP) im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt am Mittwoch, 18. Oktober 2006. Der grüne Regierungsrat Guy Morin antwortete diplomatisch, aber gleichwohl deutlich zwischen den Zeilen…

Es war das erste Geschäft in dieser sogar national beachteten Nachmittagssitzung des baselstädtischen Parlamentes: Die gespannte Aufmerksamkeit auch von Medien ausserhalb Basels galt aber dem brisanten Thema um das Rauchverbot in den Basler Gaststätten. Von der erhöhten Aufmerksamkeit profitierte denn auch der Interpellant Christian Egeler von der freisinnig-demokratischen Partei (FDP), für Nichtbasler: radikale LIberale, der Wirtschaft nahestehend.

In einem längeren Statement begründete der Abkömmling einer der ältesten Baumeister-Familien Basels, deren Söhne, Töchter und Grosskinder auch in der Kultur der Stadt stets präsent sind, Christian Egeler (30), seine Interpellation (siehe Artikel «Kann Basel dem Ecomusée helfen?» hier auf webjournal.ch vom 17. Oktober 2006 - Link unten).



Christian Egeler (30), Spross der alteingesessenen Basler Baumeister-Dynastie Egeler aus der Santihans, ist mit «Herz und Seele» für das selbständige Weiterleben des Ecomusée d'Alsace.


Der grüne Regierungsrat Guy Morin, antwortete mündlich auf die schriftlich eingereichte Interpellation und bestätigte, dass die Basler Regierung am 2. Dezember 1997 dem Verein für die Implantierung des Plastikparkes «Bioscope» in der Basler Nachbarschaft von St-Louis beigetreten ist und dabei 500 französische Francs (zirka 125 Schweizer Franken) als einmaligen Mitgliederbeitrag geleistet hat.

Als im Jahr 1999 das mit Milliarden-Investitionen und Millionen-Besucherzahlen versprechende Projekt es aber vorzog, sich in der unmittelbaren Nähe des Publikumsmagnetes Ecomusée d'Alsace in Ungersheim bei Mulhouse niederzulassen, sei die Mitgliedschaft aber «obsolet» geworden - also überflüssig. Es sei damals darum gegangen, sich einem Projekt, das den «Menschen und seine Umwelt» zum Thema habe, positiv gegenüber zu stellen. Allerdings, räumte Morin ein, habe man damals nicht erkennen können, wie genau es denn verwirklicht würde…

Morin erklärte, er habe an einer kürzlichen Begegnung mit dem oberelsässischen Generalratspräsidenten die Probleme des Ecomusée angesprochen und dabei die Antwort erhalten, «man sei daran, Lösungen zu suchen»…

Schliesslich antwortete Morin auf die Frage, «ob eine trinationale, kommerziell unabhängige Trägerschaft zur Sicherung des selbständigen Fortbestandes dieses einzigartigen Ecomusée d'Alsace denkbar» sei, mit einem knappen «Ja». Ergänzte aber, dass Basel noch mit keinem Modell diesbezüglich angegangen ist und erklärte sich offen zur Prüfung entsprechender Anfragen oder Vorschläge.

Interpellant Christian Egeler erklärte sich in seiner Replik lediglich «teilweise befriedigt»; er erwartet auch bei Problemen von schwächeren Institutionen von grenzüberschreitender Bedeutung mehr tatkräftige Zustimmung im Rahmen der stets beschworenen «bilateraler Zusammenarbeit».

Immerhin ist mit der Egeler-Interpellation das Problem Ecomusée d'Alsace in die politische Diskussion geraten, und Egeler rechnet sich gute Chancen aus, die an kulturpolitischen Fragen interessierten Parlamentarier zur Ausarbeitung eines Modells einer trinationalen Trägerschaft anregen zu können.

Was Reinhardt Stumm dazu meint:

16.Juni 2006

Reinhardt Stumm

Nebenbei bemerkt

Wenn mein Webjournal-Chef schlechte Laune verbreitet, bin ich vorsichtig. Verliert nicht der liebe Lienhard manchmal ein bisschen das Mass? Sein Bioscope-Bericht war freilich so gut belegt und argumentiert, dass er gar nicht zu bezweifeln war. Aber wer schafft es, für dieses Ramsch-Tournier im Departement Haute Alsace um die dreissig Millionen Euro Staatsgelder locker zu machen? Das ist der Genie-Streich!

Ich habe ein Problem damit. Das hat zwei Seiten. Sozusagen zweimal dieselbe Seite, wenn das geht. Diese ganze Bioscope-Anlage ist ein Kapitel mehr in der unendlichen Geschichte der entwürdigenden, beleidigenden Behandlung von Menschen, die damit aufwachsen, dass man ihnen das Reizwort Kultur so durchs Maul zieht wie kleinen Kindern die Zahnbürste, ohne dass sie je erführen, was das eigentlich und wirklich ist.

Die eine Seite: Schlaue Kultur-Unternehmer, die wissen, wo ihr Weizen blüht, spekulieren, in der Regel erfolgreich, auf die Neugier, die Sensationslust, die Unerfahrenheit, die geschmackliche Unbildung von Menschen, an der sie ihr Geld verdienen. Sie würden jeden auf Pistolen fordern, der behaupten wollte, dass sie selber auf demselben Niveau lebten. Dass man ihnen ihren Schund abkauft, freut sie, muss sie freuen, weil er sie in den Stand setzt, ihren eigenen, sorgfältig herangezogenen und sehr gehobenen Geschmacksansprüchen gerecht zu werden. Der Unternehmer diesen Zuschnitts sitzt im Corbusier-Sessel, schreibt Werbetexte für Plaxstikmöbel und lacht sich scheckig, wenn er sie seiner Frau vorliest. Die Fernsehewerbung kann Beweise zuhauf für diese Behauptung liefern.

Die andere Seite derselben Erscheinung ist die: Die Leute, die ihren Müll verkaufen, glauben selbst daran. Sie würden es nicht verstehen, wenn man ihnen vorwürfe, dass sie sich über ihre Kunden lustig machen – sie würden mit ihren Kunden wegen Beleidigung auf die Barrikaden gehen.

Welcher Vorgang für das Bioscope zutrifft, diese furzende, röchelnde Plastikblase, diesen grossmäuligen Turnierplatz des schlechten Geschmacks, ist ohne genaue Kenntnis der Voraus-Gänge nicht zu beurteilen. Der Verdacht liegt nahe, dass Variante zwei zutrifft. Sie ist weder besser noch schlechter als Variante eins. Die eine wie die andere wäre Grund genug, wegen allgemeiner, auf Profit gerichteter Geschmackverderbnis vor den Menschengerichtshof zu ziehen.

Die Gefahr, dort am Ende denselben, dann nur in beeindruckende Roben verkleideten Typen gegenüberzustehen, muss einen freilich von Anfang an mutlos machen. Und das wissen wir ja sowieso: Schlechter Geschmack ist nicht strafbar, bringt aber gutes bis sehr gutes Geld.

Von Redaktion

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Was «bietet» der Plastikpark Bioscope?

• Kann Basel dem Ecomusée helfen?

• Deutschsprachige Homepage des Ecomusée d'Alsace

• Ein Mann kämpft um sein Werk und für seine Leute


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