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Artikel vom 21.11.2005

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Rubrikübergreifendes

«Leben ausser Kontrolle»

So heisst der Gentech-kritische Film der beiden Autoren Bertram Verhaag und Gabriele Kröber, den der Verleih jedoch versäumte, ihn dem Schweizer Fernsehen anzubieten - das Interview mit den Filmemachern

Von Jürg-Peter Lienhard



Der Grössere der beiden Lachse ist gentechnisch gezüchtet worden. Er wird in der halben Zeit vier bis sechs Mal so gross, wie seine wildlebendern Artgenossen. Schon heute ist aus der früheren seltenen Delikatesse durch Zucht ein billiges Massenprodukt geworden, das vielen Konsumenten schon wegen dessen steten Verfügbarkeit aus dem Halse heraushängt. Alle Fotos aus dem Film.



Eine folgenschwere Abstimmung steht den Schweizern am Sonntag, 27. November 2005 bevor: Das Stimmvolk soll über ein «Moratorium», also über eine Pause abstimmen, während der in der Schweizer Landwirtschaft keine Pflanzen angebaut und keine Tiere gehalten werden dürfen, die gentechnisch verändert sind. Das Verbot soll fünf Jahre lang gelten. Bundesrat und Parlament lehnen die Initiative ab.



Aufstand der durch Gentech veränderte Pflanzen geschädigte Bauern in Indien - angeführt von der Biologin Vandana Shiva (mit rotem Punkt auf der Stirne). Alle Fotos aus dem Film.



Begründet wird die Ablehnung durch Exekutive und Legislative mit der Behauptung, dass «das geltende Gentechnikgesetz den Schutz von Mensch, Tier und Umwelt bereits umfassend sicherstellt». Die Initianten hingegen führen ihren Vorstoss auf die aus verschiedenen Ecken der Wirtschaft, Forschung und Politik schleichend oder heimlich angestrebten Angriffe auf das geltende Gentechgesetz zurück. Mit dem «Moratorium» sollte denn auch sichergestellt werden, dass noch ungesicherte, aber Profit versprechende Forschungserkenntnisse vorschnell auf die Allgemeinheit, aufs Leben losgelassen werden sollen.

Das Filmemacher-Autorenteam Bertram Verhaag und Gabriele Kröber haben unabhängig von der in der Schweiz bevorstehenden Abstimmung während längerer Zeit zum Thema auf der ganzen Welt intensiv recherchiert. Das Ergebnis ihrer Forschung haben sie mit einem Dokumentarfilm belegt. Darin werden die globalen Verstrickungen der Firmen, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen und Lebensmitteln monopolistisch handeln, sehr distanziert aber mit deutliche Sprache sprechenden Dokumenten und Interviews gezeigt.

Vergleich mit Michael Moore

Der im Sommer 2005 auf verschiedenen deutschen TV-Sendern gezeigte Dokumentarfilm ist von den deutschen Medien gross beachtet worden. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ), beispielsweise, titelte ihre Kritik gar mit: «Als wärs von Michael Moore»…

Leider hat der Verleih es verpasst, diesen sehr denkwürdigen Film dem Schweizer Fernsehen anzubieten, damit das Publikum hierzulande sich mit ihm auseinandersetzen hätte können. Zumal darin auch sehr fragwürdige Humanforschungen des Basler Pharmakonzerns Roche in Island zur Sprache gekommen sind.

«David» Konsument gegen «Goliath» Gentech

In Zusammenhang mit der bevorstehenden Abstimmung vom 27. November 2005 in der Schweiz will die Redaktion von webjournal.ch die verpasste Ausstrahlung am Schweizer Fernsehen wenigstens mit einem Interview des Autorenteams des Filmes «Leben ausser Kontrolle» ergänzen. Das Interview wurde vom Südwestfunk geführt und ist uns vom Filmemacher Bertram Verhaag mit freundlicher Genehmigung kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die von der «FAZ» wiedergegebenen Quintessenz des Filmes, wonach es den Autoren darum geht, «den „David“ orientierungsloser Verbraucher zu einem „Goliath“ wütender Kunden wachsen lassen», die damit «Einfluss auf das Sortiment nehmen» sollen, ist nicht nur bedenkenswert, sondern wäre eben das wirksamste Mittel gegen gentechveränderte Lebensmittel.




Film-Autor Bertrand Verhaag


Worum es im Film von Bertram Verhaag und Gabriele Kröber «Leben ausser Kontrolle» geht:

Von Genfood und Designerbabies

(df).- Mitte der 80iger Jahre findet die Wissenschaft mit der Gentechnologie den Schlüssel, sich die Erde und vor allem ihre Geschöpfe endgültig untertan zu machen. Plötzlich schien alles möglich!

20 Jahre später begeben wir uns auf eine Weltreise um die fortschreitende Genmanipulation bei Pflanzen, Tieren und Menschen zu erkunden: Wegen einer katastrophalen Ernte bei gentechnisch veränderter Baumwolle stehen viele indische Bauern vor dem Ruin, verkaufen eine Niere oder begehen Selbstmord.

In Kanada weht genmanipulierter Rapssamen auf die Felder benachbarter Biobauern und macht damit ökologischen Anbau unmöglich. Das isländische Parlament verkauft das gesamte Genpotential seiner Bevölkerung an eine private Firma, die die Daten wiederum gewinnbringend an die Pharmaindustrie und Versicherungen weiterverkaufen will.

Als «Vampirprojekt» wird ein Forschungsprojekt bezeichnet, bei dem 700 sogenannten aussterbenden Völkern unter dem Vorwand gesundheitlicher Vorsorge Blut-, Haar, und Speichelproben entnommen werden. Die Genproben verschwinden in den Labors der Industrie und sollen wertvolle Patente ermöglichen.

Weltweit bieten nur eine Handvoll idealistischer Wissenschafter der Industrie die Stirn und untersuchen - unabhängig von deren Geld - die Auswirkungen transgener Tiere und Pflanzen auf die Umwelt und auf unsere Gesundheit, wenn wir diese genmanipulierten Lebensmittel zu uns nehmen.»

Vertrieb des Films «Leben ausser Kontrolle»: DENKmal-Film GmbH. Schwindstrasse 2, D-80798 München, Tel: +49 -(0) 89 - 52 66 01, Fax: +49 -(0) 89 - 523 47 42, mail@denkmal-film.com, www.denkmal-film.com

Der Film «Leben ausser Kontrolle» von Betram Veerhag ist erhältlich als DVD: private Nutzung 39,- EUR / mit öffentlichen Vorführrechten 85,- EUR (inklusive 75 Minuten Bonusmaterial) VHS: private Nutzung 33,- EUR / mit öffentlichen Vorführrechten 80,- EUR





Wo kann man noch scham- und gesetzlos Ausbeutung betreiben? Gehen Sie nur mal in ein Kaufhaus und gucken Sie auf die Herkunftsbezeichnung der Textilien… Bild: Kindarbeiterin auf einem indischen Baumwollfeld.




Jim Kent, Professor an der Universtiät von Santa Cruz, war entscheidend an der Entschlüsselung des menschlichen Genoms beteiligt.



Lesen Sie das aufschlussreiche Interview mit Bertram Veerhag via nachfolgendem Link, womit Sie das Dokument im PDF-Format herunterladen können. jpl

Von Jürg-Peter Lienhard

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Das SWR-Interview mit Bertram Veerhag

• Homepages Filmverleihs DENKmal-film


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