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Artikel vom 30.06.2005

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Reusdal meint

Wild geht es zu auf den Strassen

Wieviel Regelungsdichte im motorisierten Verkehr ist sinnvoll und wieviel unerlässlich?

Von Mitch Reusdal



Die Deutschen sind nicht nur Tempobolzer ohne Limit, sondern ihnen ist auch das Handy am Steuer erlaubt! (Siehe Link am Schluss dieses Artikels)



Immer mehr Autofahrer scheinen zu meinen, die Freiheit des Individuums verteidigen zu müssen, wenn sie am Steuer sitzen. Sie kämpfen gegen die Bevormundung durch den Staat. Denken sie. Und kommen sich als Helden vor.

Eine Autofahrerin aus der Schweiz verursachte vor zwei Jahren in Frankreich einen Unfall, als sie während der Fahrt bei hoher Geschwindigkeit ein SMS aufgab. Zwei Polizisten kamen dabei ums Leben. Ein Gericht verurteilte die Frau zu 30 Monaten Gefängnis, aber sie legte Berufung ein. Jetzt hat ein Appellationsgericht in Chambéry das erstinstanzliche Urteil bestätigt. Die Nachricht stand in der Presse.

Was den gerichtlichen Ausgang des Unfalls betrifft, kann man nur sagen: Nicht mehr als recht!

Das Telefonieren mit dem Handy während der Fahrt stellt ein Risiko dar und ist deshalb verboten. Vielleicht sollte man aber einmal deutlich aussprechen, dass eine Freisprechanlage das Risiko kaum vermindert. Trotzdem wird munter weiter im Auto telefoniert.

Kein Recht auf Risiko

Die Weinbranche wird sich über Meldung aus Frankreich freuen. Nicht Alkohol am Steuer ist also das potenzielle Risiko, sondern das Handy. Falsch geraten! Der Tessiner CVP-Ständerat mit dem norditalienischen Namen ist nun wie oft schon betrunken am Steuer erwischt worden? Kavaliersdelikt, wird er gedacht haben. Ist ja nichts passiert. Kann man immer sagen. Bis etwas geschieht. Dann wird Berufung eingelegt. So kann es doch nicht weitgergehen.

Zugegeben: Trunkenheit am Steuer ist eine Frage des Masses und also der Beurteilung. Aber die Frage kann nicht sein, wie die Weinbranche glauben machen will: ein Glas oder zwei? Sondern sie lautet: Autofahrer trinken nicht. Prinzipiell nicht. Es gibt kein Recht, beim Fahren ein Risiko einzugehen. Es gibt nur ein korrektes, zivilisiertes Fahren.

Das Gleiche gilt auch für die Verkehrsdisziplin. Wenn 80 Kilometer in der Stunde vorgeschrieben sind, ist es dann erlaubt, mit 116 zu fahren, nur «ein bisschen schneller»? Auch die Eile kann kein Rechtfertigungsgrund sein.

Verkehrsregeln sind für alle sinnvoll

Verkehrsregeln sind keine Schikane. Sie regeln das Verhalten, wenn viele Menschen miteinander auskommen müssen. Die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer braucht sich nicht an der Nase zu nehmen. Aber eine Minderheit trägt dazu bei, dass im Strassenverkehr eine Verwilderung der Sitten eingesetzt hat. Das ist ein Fakt.

Was das Auto unter keinen Umständen sein kann, ist ein Sebstbestätigungsinstrument. Ich fahre, also bin ich ein Vertreter der grossen nationalen Freiheits-Partei. Wer Auto fährt, scheint zu meinen, gegen die Bevormundung des Bürgers durch den Staat kämpfen zu müssen. Jeder Raser ein Robin Hood. Das ist eine Einstellung, die man immer häufiger antrifft. Nicht im Auto telefonieren? Bäh! Scheiss-Staat! Tempolimiten einhalten? Das hätte noch gefehlt. Wir sind ein geknechtetes Volk. Damit muss Schluss sein. So sieht es aus.

Schreitet die Polizei ein, weil es ihre Aufgabe ist, setzt ein Sturm der Entrüstung ein. Die Mutigsten pöbeln die Polizisten an. Den Tonfall kann man aus den Leserbriefen in den Zeitungen hören.

Auch ruhender Verkehr verursacht Probleme

In Basel haben Polizisten angeblich den Auftrag, bei jeder Patrouille sechs Bussen zu verteilen. Ich würde sagen: Nur sechs? Das ist viel zu wenig! Aber der Vorsteher des Sicherheitsdepartements in Basel hat entschieden: Kommt nicht in Frage, so etwas gibt es in Basel nicht. Was versteht er eigentlich unter «Sicherheit»?

Sollte der ruhende Verkehr kein Problem darstellen und kein Leben gefährden, dann blockiert er doch die Stadt und behindert den Verkehr von Passanten, Fussgängern und Stadtbewohnern – die auch Steuerzahler sind, muss man beifügen.

Es ist nicht nötig, die Zeitung am Postfach mit dem Auto zu holen. Ein paar Schritte zu tun richtet keinen Schaden an. Die Stadt erstickt im Verkehr. Parkhäuser lösen das Problem auch nicht, sie vergrössern bloss den Suchverkehr.

Nur an Sonntagen gilt das nicht. Dann ist die Stadt ein ödes, verlassenes Dorf, wo und nach dem kein Hahn kräht.

Von Mitch Reusdal

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Wo in Europa (ausser Deutschland) Handyverbote gelten


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