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Artikel vom 01.06.2005

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Mit Stumm unterwegs

Grüner Amazonas am blauen Rhein

Der Weltklassefotograf Onorio Mansutti hat für die Stiftung Brasilea ein Kulturhaus im Basler Rheinhafen gebaut

Von Reinhardt Stumm



Der Fotograf Mansutti (mit Julia Blume im Hintergrund) ist im Umgang ein höchst angenehmer Mensch. Dass er hier sooo alt aussieht, wie er meint, kommt daher, dass Pressefotografen eben nicht wie Modefotografen ihr Model zu sterilen «Schönheiten» verunstalten… Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2005



BASEL.- Jeder Basler weiss, wer Onorio Mansutti ist, und er selber weiss es auch. 1939 geboren, kam er 1969 zum ersten Mal in seinem Leben nach Brasilien, er fotografierte damals für Vogue und Harper's Bazaar und erinnert sich mit Vergnügen an die schönen Frauen, die sich vor seinen Kameras an- oder auszogen.

Wichtiger für unseren Zusammenhang ist, dass er in Brasilien zum ersten Mal wahrnahm, was Kinderarmut ist, und dass er fortan mit sehr viel Energie und sehr viel Erfolg Hilfe leistete. 1974 gründete er die Organisation «Kinder in Brasilien», ein Ausläufer davon ist das mittlerweile schon traditionelle Basler Klosterbergfest.



Hingegen beneiden Pressefotografen Modefotografen wegen solchen Sujets… (Dieses und alle folgenden Bilder: brasilea.com)



Entscheidend für diese Gründung war die Einsicht, dass es nicht sehr sinnvoll ist, den Armen oder ihren Sachwaltern Checks zu überreichen, dass es vielmehr vernünftiger und erfolgreicher ist, mit Hilfe der gesammelten Gelder Infrastrukturen zu schaffen und den Armen beizubringen, wie sie sich ganz praktisch durch nützliche Arbeit selber helfen können - ganz konkret, indem man ihnen zum Beispiel ein Handwerk beibringt. Im Mai 2000 wurde Mansutti in Zürich vom brasilianischen Generalkonsul mit dem «Cruzeiro do Sul» ausgezeichnet.



Der Rhein im Rheinhafen Basel kann tatsächlich blau sein. Das Kunsthaus Brasilea hingegen ist grün, wie der Amazonas in Brasilien.



In Brasilien lernte er den Basler Walter Wüthrich (1918–2002) kennen, der dort reich geworden war und der etwas von diesem Reichtum in seine Heimat zurückbringen wollte. Onorio Mansutti empfing für die mittlerweile gegründete Stiftung «Brasilea» ein namhaftes Vermögen, das die Grundlage bildete für den Erwerb einer ziemlich riesigen Industriehalle am Basler Rheinhafen.

Und da wird es für uns interessant. Mansutti machte aus dieser Industriebrache ein Kulturhaus, hell, weit, weiss, einfach, klar, ohne die geringste Konzession an bürgerliche Gemütlichkeit, abolut kühl, mit grossen Glaswänden gegen den Rhein.



Das Kulturhaus Brasilea ist ein gewaltiger Farbtupfer im Industrie-Areal des Basler Rheinhafens, der auch die passende Kulisse dazu liefert.



In Kauf nehmen musste er eine Verfügung des Erblassers: Wüthrich hatte sich in langen Jahren in Brasilien für den Basler Maler und Kokoschka-Schüler Josef Widmar eingesetzt, der nicht sehr erfolgreich, aber ungeheuer fleissig war. Wüthrich, ein treuer Freund, verpflichtete Mansuttis Stiftung «Brasilea», mit Hilfe des geerbten Geldes einen Ausstellungsbereich zu schaffen, der es erlaubt, die über 500 Werke Widmars dauernd zu zeigen. Wer immer die Widmar-Bilder sieht, hat freundliche Worte für sie, weil er in Rechnung stellt, dass damit dieses ganze Kulturhaus erst möglich wird.

Mansutti gibt sich aber damit zum Glück nicht zufrieden. Er baut die Beziehungen zwischen der Schweiz und Brasilien zielstrebig weiter aus. So lädt er regelmässig brasilianische Künstler mit ihren Werken nach Basel ein. Jetzt sind es gerade Fotos von Evandro Teixeira, und das ist nun wirklich eine sehr eindrückliche Sammlung von Bildern.



Dass einem aus den fünfziger Jahren stammendem Nutzbau auch aesthetische Ansichten zu entlocken sind, machte der Umbau möglich.



Wie sich dieses Programm erweitern lässt, was Basler in Zukunft dort alles sehen und erleben können, ist noch gar nicht ausgemacht. Ausgemacht ist, dass jeder das Haus für eigene Zwecke nutzen kann, man kann es für Veranstaltungen, Bankette oder Tanzabende, für Feste, Seminare, Geschäftsessen oder Vernissagen mieten (zum Preis von 1'500 Franken pro Tag).



Stimmungsbild aus einem Edelbankett anlässlich der Swissbau-Messe 2005 - für die Teilnehmer sicher unvergesslich.



Was mir am meisten Eindruck machte, ist - ich wiederhole mich - der Umstand, dass Mansutti mit einem beträchtlichen Mass an Sturheit und Dickköpfigkeit genau das tut, was er für richtig hält, und nicht bereit ist, in diesem Kulturhaus auch nur die geringste geschmackliche Konzession zu machen. Das zusätzliche Geschoss, das der Architekt Arthur Fischer auf diesen Bau draufsetzte, ist schon ein sehr eindrückliches Beispiel für die Verweigerung bürgerlicher Stilkompromisse.


Kontakt:
Onorio Mansutti, info@brasilea.com
(Achtung: «com», nicht «ch»!)

Das Kulturhaus Brasilea
Westquai 39
CH-4019 Basel
Am Dreiländereck Rheinhafen Basel


Geöffnet: Montag bis Freitag 14 bis 18 Uhr

Weitere Informationen siehe Links hier unten.

Von Reinhardt Stumm

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Homepage und Kontakt brasilea.com

• Anfahrtsplan im PDF-Format zum runtersaugen

• Infos zur Architektur (Fischerart)


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