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Artikel vom 01.01.2004

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Brauchtum

Was der Neujahrstag verspricht

Alte Wetter- und Bauernregeln

Von Jürg-Peter Lienhard

Vielleicht haben Sie den Neujahrstag noch nicht ausgelüftet, und noch immer schwebt kalter Rauch durch Ihre ausgefestete Wohnstube. Momentan schneit es draussen in Basel. Das hat uns auf die Idee gebracht, in einem dicken Buch zu stöbern, das den Titel trägt: «Bauernregeln - Eine schweizerische Sammlung mit Erläuterungen von Albert Hauser», erschienen im Artemis-Verlag, Zürich und München, 1973. Schreiben Sie uns aber nicht nächstes Jahr: «Man soll dem Volk aufs Maul hauen», weil die Regeln nicht eintrafen, sondern erfreuen Sie sich mit uns über den Einfallsreichtum der Bauern und deren Knüppelversen…

Die alten bäuerlichen Wetterregeln fordern, dass der ganze Januar kalt sei. «Januar muss krachen, soll der Frühling lachen». Schnee soll die Erde bedecken, aber kein Regen fallen, denn «Januar warm, dass Gott erbarm», «Im Januar viel Regen, ohne Schnee, tut Bäumen, Bergen und Tälern weh'».

Der Bauer meint: «Ist der Januar kalt und nass, bleibt leer das Fass» und «Tanzen im Januar die Mucken, muss der Bauer nach dem Futter bucken». «Ist der Januar gelind', Lenz und Sommer stürmisch sind», prophezeit die Wetterregel.

Auf das Frühlingswetter weist auch folgender Spruch hin: «Wenn's im Jänner nur Regen gibt, oft um Ostern der Schnee noch stiebt». Der Schnee soll möglichst in der Weihnachtszeit fallen und bei der Januarkälte den Boden schützen: «Die Erde muss ihr Bettuch haben, soll der Winterschlummer sie laben». Dann darf es auch kräftig frieren: «Knarrt im Jänner Eis und Schnee, gibt's zur Ernt' viel Korn und Klee».

Morgenröte unerwünscht

Ein schöner Neujahrstag verspricht ein fruchtbares Jahr. Aber das ist nicht die einzige Regel zum ersten Tag des neuen Jahres. Als offenbar ideal hat man es angesehen, wenn der 1. Januar auf einen Sonntag fiel. Da ist im «Beda Venerabilis» (673-735) nachzulesen: «Wenn der 1. Januar ein Sonntag ist, dann ist ein guter Winter zu erwarten, ein windreiches Frühjahr, ein trockener Sommer, eine gute Weinernte». Nicht gern sah man Morgenröte am Neujahrstag: «Wenn am Neujahrstag Morgenröte ist, so bedeutet es Krieg und Ungewitter: Scheint die Sonne hell und klar gibt es viel Fisch in diesem Jahr». (Churer Kalender 1707)

Von den einzelnen Tagen im Januar heißt es: «An Fabian und Sebastian fangen die Bäume zu saften an», dass sich das neue Leben bereits regt, verkündet auch ein Spruch für den 25. (Pauli Bekehrung): «Pauli Bekehr', Gans gib dein Ei her». Der 22. (St. Vinzenz) interessiert auch die Winzer: «Hat St. Vinzenz Sonnenschein, so hofft man auf viel Korn und Wein».

Und dies noch aus Westfalen:

In Westfalen prophezeit am Wind man die Ernteaussichten, der in der Neujahrsstunde weht. Südwind kündet ein heißes Jahr mit guter Kornernte. Westwind bringt ein regnerisches Jahr mit üppigem Graswuchs, viel Milch und Fischreichtum in den viel Wasser führenden Flüssen. Ostwind verheisst einen trockenen, heiteren Sommer mit guter Obsternte. Im Bündnerland dagegen schätzt man offenbar eine windstille Neujahrsnacht, so lesen wir im «Churer Kalender»: «Ist es in der Neujahrsnacht klar, still, ohne Regen und Wind, so bedeutet es ein gutes Jahr. Wäre es aber windig und stürmisch, so wäre es schädlich und ungesund».

Von Jürg-Peter Lienhard


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