Anzeige:
Abschaltung

Artikel vom 24.02.2009

Druckversion

Ottokars Cinétips

Der Ringer mit dem Hörgerät

«The Wrestler» mit Mikey Rourke ging aus der Oscar-Nomination leer aus - aber gleichwohl ist der Film schlichtweg grossartig

Von Ottokar Schnepf



In «The Wrestler»- in Vendig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet - sucht ein Catch-Star vergebens sein Comeback; sein Darsteller darf es feiern.


Der einstige Catch-Star Randy «The Ram» Robinson ist zu einem Wrack geworden. Mit Billigkämpfen hält er sich über Wasser. Nach einem Herzanfall erkennt er endlich die Grenzen seiner Existenz, doch er steigt noch einmal in den Ring, in der Hoffnung auf ein Comeback.

Ein sicheres Comeback im wahren Leben darf der Darsteller von Randy Robinson feiern. Nicht nur wurde der Film bei den Filmfestspielen in Venedig verdient mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, für seine herausragende Leistung als alternder Show-Ringer am Ende seiner Karriere erhielt Mickey Rourke auch einen Golden Globe als bester Schauspieler.

Seine Darstellung des einsamen Catchers ist deshalb so glaubwürdig und ergreifend, weil sich in der Figur einige Parallelen zu Rourkes eigener krisengeschüttelter Biographie erkennen lassen. Er beherrscht den Film vom ersten bis zum letzten Auftritt mit einer solchen schauspielerischen Brillanz, mit so viel innerem Ausdruck und Selbstbewusstsein, aber auch Leid und Verunsicherung eines einsamen Menschen, dass es die Figur beinahe sprengt.

Überhaupt ist «The Wrestler» nicht mehr von der Person Mickey Rourkes zu trennen, dessen Karriere nach heftigen persönlichen Krisen zeitgleich mit der Filmfigur Randy fast zum Stillstand gekommen ist.

Der jetzt 53-jährige Rourke war Mitte der 80er zum veritablen Hauptdarsteller geworden; geradezu kultverdächtig waren seine Rollen neben Kim Basinger in dem Erotik-Drama «9 1/2 Weeks» und im Okkultismus-Thriller «Angel Heart". Das grösste Kritikerlob erhielt er indes als Charles Bukowskis Alter Ego in «Barfly» neben Faye Dunaway.

Seine Unberechenbarkeit sorgte für Reibereien mit seinen Regisseuren - und zunehmend traf Rourke künstlerische Fehlentscheidungen, die auch nicht durch finanzielle Erfolge kompensiert wurden. Er kehrte zum Profiboxen zurück, das er schon vor seiner Filmkarriere ausübte, musste aber bald aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Übermässiger Alkoholkonsum und unsteter Lebenswandel haben den Mann gezeichnet. Was ihn für die Rolle des Randy «The Ram» Robinson prädestinierte.

«Ich kam vom Boxen, Wrestling hat mich nicht interessiert", so der Schauspieler Rourke. Nur Regisseur Aronofskys Enthusiasmus überzeugte ihn von dem Projekt. Doch einmal in Fahrt, war er nicht mehr zu stoppen: Er entwarf die Sporthosen von Randy «The Ram", er entschied sich für eine lange blonde Mähne, und er verpasste der Figur ein Hörgerät.

Seine Zusage verlangte Rourke aber auch einen physischen Einsatz ab, bei dem er immer wieder über seine Schmerzensgrenze gehen musste. Drei Monate lang bereitete er sich für die Rolle vor. All das hat sich gelohnt: Mickey Rourke spielt «The Wrestler»mit an masochistischer Lust grenzendem Eifer. Daneben sind die Szenen der Begegnungen mit seiner Tochter, die Treffen mit einer Seelengefährtin - der Stripperin Cassidy (grossartig Marisa Tomeii) - ergreifend: Auch ein Catcher braucht Liebe!

Von Ottokar Schnepf


Klicken Sie hier, wenn Sie fortan bei neuen Artikeln dieses Autors benachrichtigt werden wollen!


Anzeige:

Latein8



Nach oben


Copyright © 2003 by webjournal.ch

 

Die Funktion Newsletter ist wegen Spam blockiert. Schreiben Sie eine Mail an info(ad)webjournal.ch mit dem Betreff: «Bitte newsletter zusenden» Besten Dank für Ihr Verständnis.