Anzeige:
Abschaltung

Artikel vom 04.01.2009

Druckversion

Elsass - Allgemeines

Grosse Gaza-Demo in Mulhouse

Rund 3000 Personen, der Grossteil Muselmanen aus Nordafrika und der Türkei, haben gegen die israelische Intervention in der palästinensischen Exklave teilgenommen

Von Pierre Dolivet



Zumeist nicht-muslimische Jugendliche, teils vermummt, waren die lautstarksten unter den Demonstranten, die durchwegs friedlich, aber beeindruckend ernst manifestierten. Alle Fotos: Pierre Dolivet, Mulhouse © 2009


Zur Kundgebung aufgerufen haben 19 Organisationen und Sektionen französischer muselmanischer Körperschaften Mülhausens sowie linker und grüner Lokal-Organisationen. Gleichwohl zeigte das Bild der Demonstranten muselmanische Kopfbedeckungen in der Überzahl. Mülhausen hat den grössten Anteil muselmanischer Angehöriger in der Bevölkerung unter den elsässischen Städten.



Dem Demonstrations-Aufgebot der ganz linken Gruppierungen folgte eine bemerkenswert zahlreiche muselmanische Bevölkerungsgruppe.

Im Elsass haben im Zweiten Weltkrieg äusserst tapfere Kämpfer aus Nordafrika - Algerien und Marokko - an der Befreiung mitgewirkt und haben sich später auch in Mülhausen niedergelassen. Die moslemische Bevölkerung Mülhausens setzt sich aber heute aus Zuwanderern der Nachkriegszeit zusammen, und ganze Quartiere wird von ihr, teils Ghetto-artig, belegt.

Die namhaftesten Organisationen, die zum Protest aufriefen, sind die oberelsässische Sektion der französischen Menschenrechts-Liga und «Les Verts», die Grünen. Die meisten anderen Organisationen sind Splittergruppen aus dem ganz linken Lager, wie die «Nouveau Parti Anticapitaliste» oder der «Assosciation de la Présence dynamique Musulmanes» sowie der muselmanischen Kulturvereine, «Centre Culturel des Kurdes», «Confédération des Ouvriers de Turquie en Europe» und religiöse moslemische Gruppierungen Mülhausens «Participation Spiritualité Musulmanes».

Die Demonstration verlief friedlich und ohne Provokationen wie beispielsweise in Schweizer Städten tags zuvor, wo israelische Fahnen verbrannt wurden. Fahnenverbrennen ist in Frankreich ein Delikt, zumal, wenn es sich um die Trikolore handelt… Allenthalben sah man auch vermummte Jugendliche, die man aber eher der nicht-muslimischen Extrem-Linken zurechnen müsste.

Die Spruchbänder waren moderat getextet und hatten überwiegend das Leid der zivilen Bevölkerung zum Thema: «Halte au génozide à Gaza», «Nous sommes tous de Paléstiniens (Wir sind alle Palästinenser)», «Stop au masacre» oder «Masacre continue depuis 1948 (Das Massaker geht seit 1948 weiter)». Viele Demonstranten hielten grossformatige Fotos über ihren Köpfen mit Szenen von zivilen Opfern, und immer wieder sah man die vierfarbige palästinensische Fahne.




Die von den Organisatoren geschätzte Zahl von 3000 Demonstranten dürfte zutreffend sein und ist deshalb so bemerkenswert, weil Gewerkschafter und Links-Organisationen schon Anfang des vergangenen Jahres zu Demos zum Israel-Palästina-Konflikt aufriefen (webjournal.ch berichtete), an der nur gerade zwei bis drei Dutzend Personen aus überwiegend nichtmuslimischen Kreisen teilnahmen. Dass jetzt eine derart grosse Zahl Moslems sich zum Protest versammelte, zeigt, wie der eskalierende Gaza-Konflikt nun von der muselmanischen Bevölkerung ganz anders wahrgenommen wird.


Alle Fotos: Pierre Dolivet, Mulhouse © 2009









Von Pierre Dolivet


Klicken Sie hier, wenn Sie fortan bei neuen Artikeln dieses Autors benachrichtigt werden wollen!


Anzeige:

PlagScan



Nach oben


Copyright © 2003 by webjournal.ch

 

Die Funktion Newsletter ist wegen Spam blockiert. Schreiben Sie eine Mail an info(ad)webjournal.ch mit dem Betreff: «Bitte newsletter zusenden» Besten Dank für Ihr Verständnis.